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Christine Resch / Heinz Steinert

Kapitalismus: Porträt einer Produktionsweise

Münster: Westfälisches Dampfboot 2009 (Einstiege 19); 311 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-89691-683-9
Bisher sei es nicht gelungen, so die Kernthese des Autorenduos, überzeugende Vorstellungen vom „guten Leben“ zu entwickeln. Fortschritt, für den auch politisch alles unternommen werde, bestehe darin, immer mehr Waren und Dienste umzusetzen. Dabei würden andere Aspekte, wie etwa der Erhalt der endlichen Ressourcen, der soziale Zusammenhalt der Gesellschaft oder das individuelle Wohlbefinden der Menschen außer Acht gelassen. Umweltkatastrophen, Krankheiten und Kriege seien schließlich die auffallendsten Resultate dieses Wirtschaftens. Dessen Grundlage sei der Kapitalismus. Aus soziologischer Perspektive beschreiben und analysieren die beiden Wissenschaftlicher die kapitalistische Produktionsweise und geben nicht nur einen umfassenden historischen Überblick, sondern stellen auch grundsätzliche gesellschaftsphilosophische Fragen: Was verstehen wir unter Arbeit, wie funktionieren Märkte, welche Bedeutung hat die patriarchale und disziplinierte Ordnung unserer Gesellschaft und welche Wandlungsfähigkeiten besitzt der Kapitalismus? Resch und Steinert zeigen, dass der Kapitalismus im letzten Jahrhundert neue Formen angenommen und veränderte Strategien hervorgebracht habe. Eine andere Arbeitsmoral, ein neues Herrschaftsregime, neue Ungleichheitsstrukturen und Lebensweisen seien damit verbunden. Diesen Aspekten widmen sich die Autoren. Es dürfe nicht das Ziel organisierten Wirtschaftens sein, immer mehr Arbeitsplätze zu schaffen und die unmittelbaren, aber auch die langfristigen Konsequenzen aus den Augen zu lassen, nur, um kurzfristig vor allem die Zahl der (registrierten) Arbeitslosen zu senken, lautet ihr Plädoyer. Die Veränderungen der Zukunft würden hingegen in der Beantwortung der Fragen nach Formen des Lebens und Wirtschaftens liegen, die über die reinen Produktionsleistungen hinausgehen. Gemeinde- und Hausarbeit, Eigenarbeit, solidarische Formen des Tausches seien die Bereiche, die vermehrt in den Mittelpunkt wirtschaftlicher und politischer Überlegungen treten müssten. Für einen solchen Bewusstseinswandel legen die Autoren die theoretischen Grundlagen.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.43 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Christine Resch / Heinz Steinert: Kapitalismus: Porträt einer Produktionsweise Münster: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31568-kapitalismus-portraet-einer-produktionsweise_37595, veröffentlicht am 04.05.2010. Buch-Nr.: 37595 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken