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Michel Husson

Kapitalismus pur. Deregulierung, Finanzkrise und weltweite Rezession. Eine marxistische Analyse

Köln: Neuer ISP Verlag 2009; 200 S.; kart., 19,80 €; ISBN 978-3-89900-131-0
„Der gegenwärtige Kapitalismus strebt in der Tendenz nach einem Funktionieren in Reinform, weil er nach und nach alle Beschränkungen abzustreifen sucht, die ihn in der Vergangenheit reguliert oder gefesselt haben.“ Von dieser These aus entwickelt Husson seine marxistisch grundierte Analyse, in der zwei große Tendenzen kritisiert werden: „Die Arbeitskraft wird neuerlich zu einer reinen Ware gemacht und es bildet sich ein wirklicher Weltmarkt heraus.“ (7) Ziel der folgenden Argumentation ist es, politische Antworten auf diese Entwicklung zu formulieren – und da Husson sich dicht an belegbare Zahlen hält, kommt er zu aufschlussreichen Ergebnissen. So stellt er fest, dass von einem Ende der Arbeit nicht gesprochen werden könne, egal wie hoch die Produktivität steige – Wert entstehe nur durch Arbeit, diese sei nicht zu ersetzen. Einem Grundeinkommen für alle erteilt er dementsprechend eine Absage, dieses würde nur die Belange der Arbeitslosen zu ignorieren helfen. In seinem Vorschlag zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit knüpft Husson an die Einführung der 35-Stunden-Woche in Frankreich an. Er schlägt eine weitere Reduzierung auf 30 Wochenstunden unter Angleichung der Arbeitszeiten von Frauen und Männern vor. Zentral für die weitere Argumentation ist dann der Nachweis, dass gegenwärtig die Gewinne nicht in Form von Lohnerhöhungen weitergegeben werden, sondern auf dem Finanzmarkt investiert werden. Der Autor stellt differenziert die (sinkenden) Lohnquoten vor und kritisiert, dass der Weltmarkt vor allem die Funktion hat, die Arbeitskräfte in Konkurrenz miteinander treten zu lassen mit dem Ziel, ihre Löhne möglichst niedrig zu halten. Das Argument, dass Lohnerhöhungen die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens gefährden, lässt er nicht gelten, weil dieselben Unternehmen ihre Gewinne in der Finanzwelt investieren. Trotz seiner konkreten Vorschläge widerspricht Husson dem Anschein, eine Regulierung des Kapitalismus reiche zur Abwendung weiterer Krisen aus – er fordert einen Antikapitalismus in einem Ausmaß, „das der Bedrohung angemessen ist, die auf dem Wohlergehen der Menschheit lastet“ (190).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 5.45 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Michel Husson: Kapitalismus pur. Köln: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31011-kapitalismus-pur_36855, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 36855 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken