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Mark Mazzetti

Killing Business. Der geheime Krieg der CIA. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm und Thomas Pfeiffer

Berlin: Berlin Verlag 2013; 416 S.; geb., 22,99 €; ISBN 978-3-8270-1174-9
Es geht, anders als es der Untertitel anzeigt, um viel mehr als um die CIA. Das Buch von Mark Mazzetti, Reporter bei der New York Times, steht zwar in der Tradition von Bob Woodwards „Geheimcode Veil – Reagan und die geheimen Kriege“ (1987) und bietet Innenansichten in den Geheimdienst und seine höchst bedenkenswerte Arbeit. Aber die Analyse umfasst die gesamte Transformation der Geheimdienst‑ und Sicherheitspolitik der USA durch den Kampf gegen den islamistischen Terrorismus. Mazzetti bereitet die Entwicklungen allerdings wenig systematisch auf und springt wiederholt in der Chronologie hin und her. Er folgt dabei zwei Trends, die zusammen ein neues Gesamtbild ergeben: dem Drohnenkrieg und der Privatisierung der Spionage. Ausgangspunkt sind die Überlegungen, das 1976 von Präsident Ford erlassene Tötungsverbot für die CIA zu umgehen – mit Blick auf Osama bin Laden wurde dies bereits während der Amtszeit von Bill Clinton im Weißen Haus diskutiert. Zugleich wurde der Einsatz von Drohnen als risikolose Art der Kriegsführung interessant, erste Tests verliefen im Januar 2001 erfolgreich. Mit den Terrorangriffen am 11. September 2001 wurden dann „lästige Fragen über Attentate, verdeckte Operationen und die richtige Verwendung der CIA bei der Jagd auf Amerikas Feinde […] schnell beiseite geschoben“ (118). Mazzetti schildert, wie sich die Arbeit der CIA, die unter Leon Panetta zur wichtigsten Stütze Obamas im Kampf gegen den Terror werden sollte, verschob: „Die wichtigste Priorität der CIA war nicht mehr die Beschaffung von Nachrichten über andere Regierungen und Länder, sondern die Menschenjagd.“ (42) Von zentraler Bedeutung dabei ist nach Beobachtung Mazzettis die Privatisierung der Spionage, die ohne klare Spielregeln durch Regierung und Gesetzgeber geschieht. Vor allem in Pakistan hat die CIA auch privat angeheuerte Spione eingeschleust und einheimische Informanten angeworben; die auch deshalb zerrüttenden Beziehungen zum pakistanischen Geheimdienst ISI, der selbst zu enge Kontakte zu islamistischen Terroristen unterhält, zeigt sich als neuralgischer Punkt der CIA‑Arbeit. Am zweiten wichtigen Schauplatz Jemen wurden nicht nur die zwei mutmaßlichen Terroristen Qaed Salim Sinan al‑Harethi und Anwar al‑Awlaki (der US‑Bürger war) von der CIA mit Drohnenangriffen getötet. Auch der 16‑jährige Sohn al‑Awlakis wurde vom parallel (ohne Genehmigung) agierenden Joint Special Operations Command des Pentagons umgebracht – aus Versehen. Welche „Personen getötet werden dürfen, wo sie getötet werden dürfen und wann sie getötet werden dürfen“ (354), sei noch immer ungeklärt, schreibt Mazzetti. Gerade aber eine Antwort darauf dürfte für die Glaubwürdigkeit der USA im Kampf gegen den Terrorismus von fundamentaler Bedeutung sein.
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Rubrizierung: 4.224.412.642.68 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Mark Mazzetti: Killing Business. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37901-killing-business_44547, veröffentlicht am 18.12.2014. Buch-Nr.: 44547 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken