Ausgehend von Betrachtungen sozialer Katastrophen im 20. Jahrhundert und der daraus abgeleiteten Hypothese, dass Völkermorde und ethnische Säuberungen keinen Zivilisationsbruch darstellen, sondern „als soziale Möglichkeit mit modernen Gesellschaftsentwicklungen erst entstehen“ (35), eruiert Welzer die sozialen Folgen des Klimawandels und betont die daraus entstehende Herausforderungen, vor der die Sozialwissenschaften momentan stünden. Es fehle an einer „Theorie sich selbst dynamisierender sozialer Veränderungsprozesse“ (200), um seiner Ansicht nach zweifelsfrei ins Haus stehende massive soziale Veränderungen im globalen Kontext begegnen zu können. Der Klimawandel bewirke einschneidende Veränderungen in Gesellschaften und ihren Institutionen. Künftige Konflikte würden sich um den Zugang zu Ressourcen wie Öl, Gas und Wasser drehen, hinzu kämen massive Migrationsbewegungen, verursacht durch die ungleichen Auswirkungen des Klimawandels auf die einzelnen Weltregionen. „Gewalt als Option sozialen Handelns“ (138) wird nach Welzers Ansicht ein Kernelement der gesellschaftlichen Veränderungsprozesse, die der Klimawandel mit sich bringt. Welzer liefert eine historisch fundierte sozial-psychologische Abhandlung über gesellschaftliche Bewältigungsstrategien in perzepierten oder realen Bedrohungssituationen und weist damit auf bevorstehende Entwicklungen hin. Angesichts des durch bereits bestehende Flüchtlingsbewegungen mit verursachten Sicherheitsfanatismus in westlichen Gesellschaften konstatiert er trocken: „...je weniger Rechtsstaatlichkeit in einer Krisensituation gegeben ist, desto schwächer sind die Zivilisierungsmittel gegen Willkür und Gewalt“. (246)