Kollektive Erinnerungen der Deutschen. Theoretische Konzepte und empirische Befunde zum sozialen Gedächtnis
Anhand einer Reihe von Beispielen, von denen der Nationalsozialismus und die deutsche Wiedervereinigung besondere Gewichtung erfahren, untersucht die datengestützte Arbeit, wie sich der öffentliche Diskurs über und individuelle Erinnerungen an geschichtliche Ereignisse wechselseitig beeinflussen. Die Beziehung zwischen Geschichte und Gruppenidentität, so der Autor, gestaltet sich keineswegs so eindeutig wie oft unterstellt. Zentrale Ansätze wie etwa die an Halbwachs anknüpfende Denktradition des kollektiven Gedächtnisses werden von ihm als inkonsequent zurückgewiesen. Stattdessen beansprucht er, analytisch schärfer als jene Ansätze zwischen Vorgängen auf der Mikro- und solchen auf der Makroebene zu trennen. Auf nationaler Ebene lasse sich die These vom homogenen Kollektivgedächtnis nicht durchhalten, weshalb Heinrich versucht, einen theoretischen Rahmen für die Erinnerung kleinerer Gruppen zu formulieren. Dabei untersucht er geschlechts- und bildungsspezifische Wahrnehmungs- und Interpretationsdifferenzen der Deutschen bezüglich ihrer Geschichte sowie die Unterschiede, die sich hier zwischen Ost- und Westdeutschen nachweisen lassen. Das Alter als eine weitere wesentliche Variable bezieht er, gestützt auf Karl Mannheims Generationenkonzept, mit ein und beansprucht gleichzeitig, dieses Konzept mit seiner Paneluntersuchung erstmals direkt empirisch getestet zu haben.