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Dietrich Eichholtz (Hrsg.)

Krieg und Wirtschaft. Studien zur deutschen Wirtschaftsgeschichte 1939-1945

Berlin: Metropol 1999 (Nationalsozialistische Besatzungspolitik in Europa 1939-1945 9); 349 S.; 42,- DM; ISBN 3-932482-11-5
Die Beiträge des Sammelbandes beruhen auf Vorträgen, die im Rahmen einer vom Herausgeber organisierten Ringvorlesung an der TU Berlin gehalten wurden. Sie behandeln unterschiedliche Aspekte der nationalsozialistischen Kriegswirtschaft vom grundsätzlichen Verhältnis Hitlers zu ökonomischen Fragen und dem Verhältnis von Politik und Ökonomie im Nationalsozialismus bis hin zu verschiedenen Einzelthemen wie der Arbeitsfront, der kriegswirtschaftlichen Bedeutung der Zwangsarbeit, der wirtschaftlichen Ausbeutung der besetzten Gebiete usw. Der Band gibt insgesamt einen sehr interessanten Einblick in den Zusammenhang von Ökonomie und Politik im Nationalsozialismus, der von der Forschung bislang eher am Rande behandelt wurde. Problematisch ist jedoch die Ausrichtung, die der Herausgeber dem Band zu geben versucht: Er vertritt in dem einleitenden Beitrag unter mehrfacher Berufung auf Lenin (z. B. 9, 24) die These, dass der nationalsozialistische Krieg im Grunde imperialistischer Natur war und letztlich den Interessen der deutschen Konzerne diente (11). Sicherlich war für die deutsche Industrie der mit der Aufrüstung verbundene "Profitsegen" (15) entscheidender Grund für die Unterstützung der Pläne Hitlers; doch in Letzterem die Marionette ökonomischer Interessen zu sehen, würde zumindest seinem in "Mein Kampf" dargelegten Verständnis einer der Politik im Rassenkampf dienenden Ökonomie widersprechen, das offensichtlich auch seinem späteren Handeln zu Grunde lag (vgl. Barbara Zehnpfennig: Hitlers "Mein Kampf". Eine Interpretation, München 2000, 85-88). Inhalt: Dietrich Eichholtz: Ökonomie, Politik und Kriegführung. Wirtschaftliche Kriegsplanungen und Rüstungsorganisation bis zum Ende der "Blitzkriegs"phase (9-41); Kurt Pätzold: Der "Führer" und die Kriegswirtschaft (43-68); Rüdiger Hachtmann: Die Deutsche Arbeitsfront im Zweiten Weltkrieg (69-107); Bernhard R. Kroener: "Soldaten der Arbeit". Menschenpotential und Menschenmangel in Wehrmacht und Kriegswirtschaft (109-127); Dietrich Eichholtz: Unfreie Arbeit - Zwangsarbeit (129-155); Sigrid Jacobeit: Arbeit für Siemens in Ravensbrück (157-169); Angelika Ebbinghaus: Chemische Kampfstoffe in der deutschen Rüstungs- und Kriegswirtschaft (171-194); Karl Heinz Roth: "Neuordnung" und wirtschaftliche Nachkriegsplanungen (195-219); Werner Röhr: Zur Wirtschaftspolitik der deutschen Okkupanten in Polen 1939-1945 (221-251); Berthold Puchert: Deutschlands Außenhandel im Zweiten Weltkrieg (Abriß) (253-277); Fritz Petrick: Die Eisenerze Skandinaviens, der Erzhafen Narvik und die deutsche Kriegswirtschaft (279-298); Manfred Menger: Deutsch-finnische "Waffenbrüderschaft" und Wirtschaftskooperation (299-323); Dietrich Eichholtz: Die deutsche Kriegswirtschaft 1944/45. Eine Bilanz (325-347).
Hendrik Hansen (HH)
Dr., Lehrbeauftragter, Politische Theorie und Ideengeschichte, Universität Passau.
Rubrizierung: 2.312 Empfohlene Zitierweise: Hendrik Hansen, Rezension zu: Dietrich Eichholtz (Hrsg.): Krieg und Wirtschaft. Berlin: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12663-krieg-und-wirtschaft_15138, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15138 Rezension drucken