Kultur – Ökonomie – Globalisierung. Eine Erkundung von Rekalibrierungsprozessen in der Bildungspolitik
Gegenstand des Sammelbandes bilden „Rekalibrierungsprozesse in der Bildungspolitik“ (11) der Nationalstaaten im Zuge von Internationalisierung, Transnationalisierung und Supranationalisierung. Dabei geht es den Herausgebern um eine Fokussierung der „Beunruhigungen“, die „mit einer verstärkten Einflussnahme des Transnationalen, als einem wesentlichen Aspekt von Globalisierung“ (23), einhergeht. Dabei handele es sich um Vermarktlichungsprozesse von Bildung in neoliberaler Tradition. Solche abstrakten Formulierungen verdeutlichen die Schwierigkeiten, die mit der Verknüpfung dieser drei Metakategorien einhergehen. Ohne Frage bestehen Wechselwirkungen zwischen Kultur, Ökonomie und Globalisierung – allein die Fassbarkeit und Operationalisierbarkeit bleibt schwierig. Die versammelten Einzelbeiträge können mithin nur einzelne Schlaglichter auf entsprechende Interdependenzen werfen. Die Themen sind dabei zum Teil so speziell, dass der Bezug zum übergeordneten Thema des Bandes etwas verloren geht. Auch die Rückbindung der Einzelerkenntnisse an das Oberthema gelingt nur bedingt, da die Zusammenfassung mehr die Beiträge rekapituliert als verallgemeinerbare Feststellungen generiert, wenn beispielsweise festgestellt wird, dass „im Bereich bildungspolitischer Forschung im deutschsprachigen Raum Effekte der Europäisierung bisher wenig systematisch untersucht wurden“ (226). Das thematische Spektrum der Beiträge umfasst zum Beispiel eine Analyse zur Einführung „alternativer Bildungskonzepte im Vorschulbereich in der Türkei“ (175) oder Governance‑Fragen des lettischen Weiterbildungssystems. Bei den Einzelbeiträgen handelt es sich um methodisch solide Analysen, die mit Blick auf ihren jeweiligen Themenkontext durchaus erhellend sind. Dazu zählt auch die Untersuchung von Lisa Damaschke zur Europäisierung der Bildungsarmutspolitik auf lokaler Ebene. Sie kann überzeugend aufzeigen, dass die EU auch in diesem Bereich durch ein neues „Framing“ eine „weiche Form der Steuerung“ (160) in einem Politikbereich übernimmt, in dem sie eigentlich keine Zuständigkeiten besitzt. Die Steuerung erfolgt dabei über Leitbilder und Ideen der lokalen Akteure, die durch die EU beeinflusst werden. Der Sammelband ist aus der Jahrestagung 2011 des von der Hans‑Böckler‑Stiftung geförderten Promotionskollegs „International‑vergleichende Forschung zu Bildung und Bildungspolitik im Wohlfahrtsstaat“ hervorgegangen.