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Sarah Bormann / Jenny Jungehülsing / Shuwen Bian / Martina Hartung / Florian Schubert (Hrsg.)

Last Call for Solidarity. Perspektiven grenzüberschreitenden Handelns von Gewerkschaften

Hamburg: VSA 2015; 221 S.; 19,80 €; ISBN 978-3-89965-630-5
Der Sammelband ist das Ergebnis einer von Promovierenden der Hans‑Böckler‑ Stiftung organisierten Tagung vom April 2014, auf der Möglichkeiten und Hindernisse internationaler Solidarität diskutiert wurden. Im ersten Teil werden vor allem theoretische Überlegungen zu zentralen Begriffen (Solidarität, Identität, Globalisierung) und Akteuren (Gewerkschaften, NGOs, soziale Bewegungen) herausgearbeitet. Als zentrale Herausforderung nennen Sarah Bormann und Jenny Jungehülsing in ihrem Beitrag die „Fähigkeit der Lohnabhängigen […], sich gegenseitig zu unterstützen, obgleich sie zueinander in Konkurrenz stehen“ (16). Solidarität verstehen sie als Prozess, in dem eine kollektive Identität mithilfe einer geteilten Problemdefinition erst hergestellt werden muss, um die Voraussetzung für eine gemeinsame Handlungsfähigkeit zu schaffen. Auf Austauschmöglichkeiten und der Bereitschaft, voneinander zu lernen, weist auch Cristina F. Fominaya hin. So sei es „entscheidend, die politischen und kulturellen Realitäten der Menschen zu reflektieren“ (49) und – vor einem Eurozentrismus der Linken warnend – „die Anderen nicht als weitentfernte exotische Kultfiguren zu romantisieren“ (51). Im zweiten Teil werden empirische Beispiele von grenzüberschreitendem (Gewerkschafts‑)Handeln in den Blick genommen. Jenny Jungehülsing etwa untersucht den vielversprechenden Einfluss durch Migration. Durch „transnationale Identitäten“ (174) und kulturelle Kompetenzen der Migrant_innen ließen sich nicht nur konkrete Austauschbeziehungen zu gewerkschaftlichen Strukturen in den Herkunftsländern organisieren. Vielmehr können sie auch dafür sorgen, dass Solidarität „eine an der Basis praktisch gelebte ist und sich viele Mitglieder stark mit den Partnergewerkschaften identifizieren“ (179 f.). Obwohl den Beiträgen ein gemeinsamer theoretischer und methodischer Rahmen fehlt – einige Autor_innen bemühen Marx und Durkheim, andere berichten aus ihren persönlichen Gewerkschaftserfahrungen –, vereint der Sammelband doch ein vielfältiges empirisch und theoretisch gehaltvolles Material, um die Herausforderungen solidarischen Handelns in der globalisierten Welt zu verstehen.
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Rubrizierung: 4.434.424.442.222.61 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Sarah Bormann / Jenny Jungehülsing / Shuwen Bian / Martina Hartung / Florian Schubert (Hrsg.): Last Call for Solidarity. Hamburg: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39560-last-call-for-solidarity_48031, veröffentlicht am 24.03.2016. Buch-Nr.: 48031 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken