
Medienmonopole in defekten Demokratien. Media Governance und die Aushandlung von Pluralismus in Italien und Mexiko
Politikwiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: H.-J. Puhle, M. Braig. – Die Autorin setzt sich mit der grundlegenden Frage auseinander, inwieweit Medienkonzentration zu einer Abnahme publizistischer Vielfalt führt und somit demokratiegefährdende Potenziale mit sich bringt. Den mangelnden ökonomischen und publizistischen Wettbewerb begreift Klinger allerdings nicht als Konsequenz von liberalen Märkten, sondern als Ergebnis der Aushandlungsprozesse von staatlichen, zivilgesellschaftlichen und Medienakteuren. Der Akteursansatz vermeidet einen strukturdeterministisch verengten Blick und rückt die Handlungsperspektiven mittels möglicher Regulierungsalternativen in den Mittelpunkt der Betrachtung. Klinger widmet sich Ansätzen der Media Governance und erörtert ausführlich, wie Vielfalt durch internen und externen Pluralismus auf Medienmärkten gefördert werden kann. Das Forschungsdesign ist als interregionaler Vergleich zwischen Italien und Mexiko als „most different cases design“ angelegt, wobei sich beide Länder durch einen hohen Medienkonzentrationsgrad auszeichnen. Der innovative Beitrag der Studie liegt darin begründet, dass ausgetretene Pfade der Konzentrationsforschung verlassen und Länder unterschiedlicher demokratischer Reife verglichen werden. Mithilfe des Konzeptes defekter Demokratien aus der Transformationsforschung wird geprüft, inwiefern politische Konsolidierungshemmnisse besonders förderlich für Medienmonopole sind. Fallstudien zu Gesetzgebungsverfahren und Wahlkämpfen dienen dazu, die konkreten Interaktionen der Akteure und die dynamische Verschiebung der Kräfteverhältnisse zwischen Staat und Medien nachzuzeichnen.