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Joachim Tautz

Militaristische Jugendpolitik in der Weimarer Republik. Die Jugendorganisationen des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten: Jungstahlhelm und Scharnhorst, Bund deutscher Jungmannen

Regensburg: S. Roderer Verlag 1998 (Theorie und Forschung 588/Zeitgeschichte 8); 549 S.; 58,- DM; ISBN 3-89783-023-X
Zeitgeschichtliche Diss. Oldenburg. - Der Autor geht der Forschungsfrage nach, "in welcher Weise der Stahlhelm [der sich selbst als Frontsoldatenbund und Veteranenorganisation verstand und eine militaristisch-nationalistische Organisation war] an der Militarisierung der Jugend in der Weimarer Republik und damit an der Zerstörung der parlamentarischen Demokratie Anteil hatte" (14). Dazu arbeitet er die Jugendpolitik des Stahlhelm und die Organisationsentwicklung nach festgelegten Kriterien in chronologischer Reihenfolge auf: War der Zugang zum Stahlhelm zunächst nur Frontsoldaten vorbehalten, so führten bald erste Öffnungsbestrebungen dazu, dass auch die frontunerfahrene Jugend eingebunden wurde. In der ersten Zeit arbeitete man dazu mit anderen regionalen militaristischen Jugendorganisationen wie dem Werwolf zusammen. Diese Zusammenarbeit endete allerdings aufgrund von Führungsrangeleien und später auch politischen Differenzen schnell wieder und führte 1923 zum Aufbau einer eigenen Organisationsstruktur, dem Jungstahlhelm. Der Autor beschreibt dessen Entwicklung sowie Organisation und spannt den Bogen weiter bis hin zum Übergang des Stahlhelm in das nationalsozialistische Organisationssystem nach 1933 und seinem Wiederaufbau in der Bundesrepublik Deutschland. Die "Jungstahlhelmer" waren und wurden nie gleichberechtigte Mitglieder im Stahlhelm. Ihnen waren im Wesentlichen Wehrsportaktivitäten vorbehalten, die verbunden mit der Pflege des Frontsoldatenkult ein Ersatz für die nach 1918 weggefallene Wehrpflicht darstellen sollten. Der Nationalsozialismus übte Ende der 20er-Jahre eine wachsende Anziehungskraft auf (Jung-)Stahlhelmer aus, was trotz der weltanschaulichen Verwandtschaft stellenweise zu Spannungen - aufgrund von Abwerbungen etc. - führte. Schließlich erwies sich jedoch "der Wehrverband als Übergangsformation vom konservativ-militaristischen Nationalismus zum Nationalsozialismus" (497). Die Arbeit enthält viele ausführliche Zitate aus Protokollen und Veröffentlichungen der untersuchten Organisationen, staatlichen Akten, zeitgenössisch-publizistischen Quellen und vielem anderen, was zwar gute Einblicke und Belege liefert, den Umfang allerdings stark ausdehnt. Etwas störend ist die technisch sehr unübersichtliche Gliederung und die für das umfangreiche Werk gewählte kleine Schriftgröße, wodurch die Lesbarkeit erheblich beeinträchtigt wird. Inhaltsübersicht: 2. Stahlhelm und Jugendpolitik zwischen 1918 und 1923; 3. Die Entwicklung des Jungstahlhelm von 1924 bis 1930; 4. Die Verselbständigung des Jungstahlhelm innerhalb des Stahlhelm; 5. Scharnhorst, Bund deutscher Jungmannen und das Verhältnis des Stahlhelm zu anderen Jugendorganisationen; 6. Die Eingliederung des Jungstahlhelm in die SA.
Karsten Rudolf (KRu)
Dr.
Rubrizierung: 2.311 Empfohlene Zitierweise: Karsten Rudolf, Rezension zu: Joachim Tautz: Militaristische Jugendpolitik in der Weimarer Republik. Regensburg: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11062-militaristische-jugendpolitik-in-der-weimarer-republik_13078, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13078 Rezension drucken