Am Münchner Platz in Dresden befand sich seit Jahrhundertbeginn ein Gebäude, in dem verschiedene Gerichte untergebracht waren: vor 1945 unter anderem Oberlandesgericht, Sondergericht und Volksgerichtshof, nach 1945 sowjetisches Militärtribunal sowie Land- und Bezirksgericht. Zudem befand sich dort eine Haft- und Hinrichtungsstätte. "Dieser Ort steht für die politische Verfolgung von Menschen, die sich aus unterschiedlichen Gründen dem Machtanspruch der Diktaturen verweigerten oder zu entziehen versuchten: während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, unter sowjetischer Besatzung und während der SED-Diktatur." (Klappentext) Heute befindet sich an diesem Ort eine Gedenkstätte mit ständigen Ausstellungen. Doch die Geschichte dieses historischen Ortes ist noch wenig erforscht. Der Band "bilanziert [...] einen wesentlichen Teil des verfügbaren historischen Wissens" (9). Inhalt: I. Kaiserreich und Weimarer Republik: Wolfgang Rother: Synthese von Modernität und Tradition. Das Justizgebäude am Münchner Platz in Dresden (14-30); Gunda Ulbricht: Von Hypothekenforderungen bis zum Geheimbundprozess. Das Landgericht von seiner Entstehung bis 1933 (31-43). II. Der Münchner Platz während der nationalsozialistischen Diktatur: Manfred Zeidler: Gegen "Volksschädlinge", "Wehrkraftzersetzer" und "Hochverräter". Das Sondergericht Dresden und der Volksgerichtshof am Münchner Platz 1940-1945 (46-68); Stanislav Kokoska / Oldrich Tuma: "Die ganze Komödie dauerte zwei Tage." Gerichtliche Vergeltungsmaßnahmen gegenüber oppositionellen Tschechen aus dem "Protektorat Böhmen und Mähren" (69-84); Jürgen Tubbesing: Linientreue oder neues kommunistisches Selbstverständnis? Widerstand und Verfolgung am Beispiel des Nationalkomitees Freies Deutschland in Leipzig (85-103); Birgit Sack: Dr. Margarete Blank (1901-1945). Denunziation und Justizmord (104-116); Birgit Sack: "Die Kreuzträger sind die Lieblinge Gottes!" Der katholische Gefängnisseelsorger Pater Franz Bänsch OMI (1999-1961) (117-134). III. Strafverfolgung nationalsozialistischer Verbrechen am Münchner Platz nach 1945: Boris Böhm: "Eine Schande für die gesamte medizinische Wissenschaft". Der Dresdner "Euthanasie"-Prozess im Jahre 1947 (136-152); Annette Weinke: Dem "Klassengegner" hingeben? Die Dresdner Prozesse gegen das SA-Wachpersonal des "Schutzhaft"-Lagers Hohnstein (153-170). IV. Politische Strafjustiz in der sowjetischen Besatzungszone und der DDR: Klaus-Dieter Müller: Annäherungen an einen unbekannten Haftort. Der Münchner Platz als Haft- und Gerichtsort der sowjetischen Geheimpolizei 1945-1950 (172-198); Falco Werkentin: "Die Todesstrafe wird mittels Fallbeil in einem umschlossenen Raum vollzogen." Der Münchner Platz 1952-1956 (199-211); Karl-Wilhelm Fricke: Strafjustiz im Namen des Volkes? Die Prozesse gegen Hermann Flade, Hans-Joachim Schiebel, Elli Barczatis und Karl Laurenz (212-226); Heidi Roth: "Sie gingen mutig daran, entschieden mit den Verbrechern abzurechnen." Die Strafjustiz am Bezirksgericht Dresden im Zusammenhang mit dem 17. Juni 1953 (227-242); Gerald Hacke: Von "Opfern des Faschismus" zu "imperialistischen Spionen". Politische Strafjustiz gegen Zeugen Jehovas am Münchner Platz (243-258). V. Geschichte und Gestaltung der Gedenkstätte: Stefanie Endlich: Formen und Überformungen. Zur memorialen Gestaltung der Gedenkstätte Münchner Platz (260-282); Norbert Haase: "Wo Steine ihren Beruf wechselten." Zur Geschichte der Gedenkstätte Münchner Platz, Dresden (283-301).