Geschichtswiss. Habilitationsschrift Bochum; Gutachter: N. Frei, W. Bleek. - Mit seiner Ausgangsthese, dass der Reichstag "als eine Institution [...] Kommunikationschancen und -zwänge zwischen den verschiedenen Lagern [eröffnete], die 'draußen' nicht gegeben waren," und seiner Fragestellung, welches die "Bedingungen des Funktionierens und des Scheiterns institutioneller Kommunikation" waren, ordnet Mergel seine Arbeit in die politische Soziologie ein (13). Der Autor greift in der theoretischen Fundierung auf Überlegungen des Symbolischen Interaktionismus und der Ethnomethodologie zurück. Damit stützt sich Mergel auf einen Theoriebestand, der auch aktuellen politikwissenschaftlichen Ansätzen der Parlamentarismusforschung zugrunde liegt, auf die der Autor jedoch keinen Bezug nimmt. Mergel zeigt in seiner umfassenden, auf der Auswertung der vorhandenen Parlamentsakten basierenden Studie der Arbeitsweise des Reichstages, dass der Reichstag als Institution zwar auf die in ihm tätigen Abgeordneten integrierend wirkte, die wachsende Kluft zur polarisierten politischen Umwelt jedoch nicht überbrücken konnte. Inhaltsübersicht: Prolog: Die Nationalversammlung als "Schule der Politiker"; I. Das Gebäude und seine Personen: Der Reichstag als sozialer Raum; II. Die Praxis der parlamentarischen Arbeit 1920-1930; III. Konflikt und Integration: Zur politischen Kommunikation im Plenum; Zwischenbetrachtung: Der pragmatische Republikanismus von Republikgegnern; IV. Reichstag und Öffentlichkeit; V. Der Wandel der Kommunikationsverhältnisse nach 1928 und das Ende der parlamentarischen Gemeinsamkeit; Schluß: Die integrative Dynamik des Reichstags als Legitimationsproblem des Weimarer Parlamentarismus.