Die politische Soziologie klassischen Zuschnitts bezog sich auf die Bildung, Artikulation und Durchsetzung von Interessen im Rahmen eines nationalstaatlichen Institutionengefüges. Dabei wurde vorausgesetzt, dass sich die Dimensionen des Sozialen und Politischen einerseits wie andererseits die des Institutionellen und Ökonomischen ausreichend unterscheiden ließen. Im Übergang zum globalen digitalen Kapitalismus jedoch werden diese Annahmen brüchig. Wir erleben gegenwärtig vielmehr – so der Autor – Prozesse zunehmender Entstrukturierung, die sich als Entpolitisierung von Politik, Denationalisierung staatlicher Entscheidungen oder als Dominanz des Ökonomischen beschreiben lassen. Vor diesem Hintergrund möchte Böhnisch diese Entgrenzung der Politik zum Ausgangspunkt einer politischen Soziologie machen, die sich mit den Bedingungen von Gesellschaften im Übergang auseinandersetzt: „Übergangsgesellschaften“, weil – anders als modernisierungstheoretische Modelle dies noch unterstellten – die Richtung zukünftiger Entwicklung offen geworden ist. Im Unterschied zur fordistischen Wirtschaftsweise und den entsprechenden sozialpolitischen Regulierungen haben es Gesellschaften heute mit Auseinandersetzungen zu tun, die keinen gemeinsamen Integrationshorizont mehr aufweisen und sich der herkömmlichen demokratischen Konfliktlogik entziehen. Böhnisch diskutiert diese Fragen anhand der Rolle sozialer Bewegungen und der Bedeutung sozialer Teilhabe ebenso wie anhand der Formen von New Governance und der Transformation politischer Sozialisation.