Politische Sphären von Migranten im Internet. Neue Chancen im "Long Tail" der Politik
Dass das Internet Politik und Gesellschaft verändert, ist ein Gemeinplatz. Aber wie die Veränderung genau aussieht, ist empirisch erst bruchstückhaft beantwortet. Die Autoren versuchen dies hinsichtlich der politischen Nutzung des Internets durch Migranten. Dazu übertragen sie das aus der Ökonomie stammende Theorem des Long Tail auf die politische Partizipation von Migranten. Dieses Theorem geht davon aus, dass das Internet Nischenprodukte leichter zugänglich macht und damit die Angebotsvielfalt stärkt. Demnach verbessere das Internet den Stellenwert von kleinen, wenig beachteten Teilöffentlichkeiten. Denn es erleichtere erstens die Herstellung politischer Öffentlichkeiten, es vereinfache zweitens die Erreichung eines größeren Publikums und es könne drittens zu einer erhöhten Partizipation beitragen. Die Autoren untersuchen, inwieweit dieses modifizierte Theorem auf Öffentlichkeiten von Migranten in Deutschland zutrifft, wobei dies vergleichend für die postsowjetische, die türkischsprachige und die kurdische Migrantengruppe geschieht. Methodisch triangulieren sie quantitative und qualitative Verfahren, um sowohl das Angebot als auch die Nutzung zu erfassen. Die Politikwissenschaftler kommen zu dem Ergebnis, dass das Theorem des Long Tail bei migrantischen Öffentlichkeiten zutrifft und alle drei damit verbundenen Erwartungen erfüllt werden. Damit trägt das Internet dazu bei, die politische Benachteiligung dieser Gruppen zu vermindern. Die methodisch sorgfältige und innovative Studie beschließt ein Anhang, in dem transparent die Erhebungsinstrumente und vollständigen Ergebnisse dokumentiert werden.