Politischer Diskurs und Hegemonie. Das Projekt "Soziale Marktwirtschaft"
Nonhoff will zunächst auf theoretischer Ebene klären, wie durch hegemoniale Praktiken diskursive Muster entstehen, um in einem zweiten Schritt textanalytisch am Beispiel einzelner Vertreter der Sozialen Marktwirtschaft nachzuzeichnen, wie sich hegemoniale Strategien konstituieren. Angesichts der zögerlichen Rezeption der diskurstheoretischen Ansätze in der deutschen Politikwissenschaft ist dieser Ansatz zu begrüßen. Jedoch nimmt die abstrakte Klärung des Hegemoniebegriffs im Sinne einer Diskurstheorie einen so umfangreichen Raum ein, dass der Beleg der Tragfähigkeit dieses Ansatzes am Beispiel der Sozialen Marktwirtschaft gegenüber der theoretischen Vorstellung des Hegemonie-Konzepts zu sehr zurücktritt. Hegemonien versteht Nonhoff als soziale Sinnformierungen, die sich im politischen Diskurs durch verschiedene – er skizziert neun idealtypische – Strategeme durchsetzen und durch den Prozess der Subjektivierung (im Sinne Foucaults) reproduzieren. Die soziale Marktwirtschaft konnte sich demnach durchsetzen, „weil eine diskursive Zweiteilung des ökonomisch-diskursiven Raums gelang, die es ermöglichte, sowohl zahlreiche politische Forderungen als äquivalente Forderungen als auch die fordernden Subjekte äquivalent als fordernde Subjekte zu begreifen, während allmählich die ‚Soziale Marktwirtschaft’ zur Repräsentantin all dieser Forderungen und fordernden Subjekte wurde“ (385).