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Stephan Blancke

Private Intelligence. Geheimdienstliche Aktivitäten nicht-staatlicher Akteure

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 306 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-18288-9
Diss. FU Berlin. – Bei der Private Intelligence handele es sich um einen Forschungsgegenstand, der nicht einheitlich definiert sei, schreibt der Autor. Für den „Anspruch der vorliegenden Untersuchung“ hält er es für ausreichend, eine „Überblicksdefinition zu konstruieren“ (58). Tabellarisch wird eine geschichtliche Entwicklung privater geheimdienstlicher Aktivitäten geliefert, die schon während der Feudalherrschaft in Europa existierten – bereits im Jahre 1285 wurde das Statute of Winchester eingeführt. Neben den „constables“ (Wachtmeistern) musste die männliche Bevölkerung im Alter ab 15 Jahren als „Bürgerwehr fungieren“ (72). Im 14. Jahrhundert gab es in Italien ein prosperierendes Bankenwesen. Die Florentiner hatten in allen Ländern, in denen sie Geld verliehen, ihre Spione, auch in England. 1634 wurden im Zuge der Kolonialisierung Amerikas in Boston Nachtwachen eingeführt. Diese sollten „Informationen über kriminelle Aktivitäten“ (73) sammeln. Selbstverständlich verfügten Zar Peter der Große oder George Washington ebenfalls über Personal, das ihnen Informationen lieferte. 1811 beschäftige die Krupp-Familie ein Informationsnetz, „um an die Geheimnisse englischer Stahlproduktion zu gelangen“ (73). 1820 wurden in einigen Bundesstaaten der USA „Privatermittler eingesetzt, um geflohene Sklaven zu fangen“ (74). Dies sind nur einige wenige der Beispiele, die aufgeführt werden, bis schließlich auch auf die in jüngster Vergangenheit in den USA in Erscheinung getretenen „privaten Dienstleister im Sicherheitsbereich“ (81) eingegangen wird. Besonders intensiv beschäftigt sich der Autor mit dem Kollaps der Sowjetunion, denn die Sicherheitsapparate wurden zu Beginn der 90er-Jahre erheblich umstrukturiert. In afrikanischen Staaten sind die Auswirkungen dieses Umbruchs bis heute sichtbar. Ehemalige Agenten arbeiten gegenwärtig in der privaten Wirtschaft, manchmal werden auch ehemalige Feinde zu Partnern – sie arbeiten gemeinsam an Projekten. „Ex-Mitarbeiter von KGB, CIA und NSA konnten sich zum Teil erfolgreich am Markt etablieren.“ (85) In seinem Fazit schreibt der Autor, dass die Private Intelligence sich in einer „Grauzone zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren“ (241) bewege. Der Autor fordert eine publikumswirksame Diskussion über Nutzen und Gefahren solcher Akteure für demokratische Prozesse.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.263 | 2.21 | 2.25 | 2.61 | 2.62 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Stephan Blancke: Private Intelligence. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34295-private-intelligence_41162, veröffentlicht am 01.12.2011. Buch-Nr.: 41162 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken