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Melanie Diermann

Regierungskommunikation in modernen Demokratien. Eine modellbasierte Analyse sozialpolitischer Diskurse im internationalen Vergleich

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Studien der NRW School of Governance); 200 S.; 34,95 €; ISBN 978-3-531-17980-3
Politikwiss. Diss. Duisburg-Essen, Gutachter: K.-R. Korte, U. Behrendt. – Diermann geht der Frage nach, in welcher Weise der institutionelle Kontext moderner Demokratien die Regierungskommunikation prägt. Mittels eines Modells, mit dem der akteurszentrierte Institutionalismus auf die Regierungskommunikation übertragen soll und das um den diskursiven Neo-Institutionalismus ergänzt wird, untersucht die Autorin beispielhaft sozialpolitische Diskurse in den USA, in Großbritannien, Deutschland, Frankreich und Schweden. Die Basis bildet eine Literaturanalyse mit der Begründung, dass „in ausreichendem Umfang qualitative Daten für die Bewertung der Regierungskommunikation“ (61) vorliegen würden, obwohl der Forschungsstand als „äußerst gering einzuschätzen“ (23) sei. In der Einordnung dieser Studie in den Forschungsstand fehlen allerdings die Arbeiten von Martina Vogel („Regierungskommunikation im 21. Jahrhundert“, 2010, Buch-Nr. 38600) und Christiane Lesmeister („Informelle politische Kommunikationskultur“, 2008, Buch-Nr. 34231), in denen bereits auf die politische Kultur der Regierungskommunikation im Zusammenhang mit Institutionen verwiesen wird. Die Autorin zeigt zudem nicht auf, welche Daten sie meint und verwendet. Ihre Arbeit ist daher nur als deskriptive Literaturanalyse zu bezeichnen. Ihre theoretische Unterscheidung von Entscheidungskommunikation als „koordinativem Diskurs“ (38) und Darstellungskommunikation als „kommunikativem Diskurs“ (68) ist zwar interessant, kann aber in der Anwendung nicht überzeugen, da es an konkreter Datengrundlage zum Nachweis der Entscheidungskommunikation mangelt. Insgesamt wirkt der Band außerdem durch die vielen Zwischenfazite redundant. So stößt der Leser zum Beispiel in nahezu jedem Kapitel auf die Orientierungshypothesen, von denen mindestens die letzten beiden als Plattitüden zu bezeichnen sind. Wie sollen sonst Reformen durchgesetzt werden und erfolgreich sein (Hypothese 7, 55 f.), wenn nicht eine Veränderung des Wertekonsenses zugrunde liegt? Eher einem Gemeinplatz gleicht auch das Ergebnis, wonach der institutionelle Kontext für die Regierungskommunikation bedeutend sei und im Bereich der Sozialpolitik der Demokratie- und Wohlfahrtsstaatstyp eine wesentliche Rolle spiele. Demnach bestimmen Demokratieform und Wohlfahrtsstaat den „kommunikativen Korridor“ (166 f.) von Regierungen maßgeblich.
Isabelle Borucki (ISA)
Dr., Politikwissenschaftlerin (Soziologin, Philosophin), wiss. Mitarbeiterin SFB 600 Fremdheit und Armut, Institut für Politikwissenschaft, Universität Trier.
Rubrizierung: 2.21 | 2.322 | 2.64 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Isabelle Borucki, Rezension zu: Melanie Diermann: Regierungskommunikation in modernen Demokratien. Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33562-regierungskommunikation-in-modernen-demokratien_40169, veröffentlicht am 13.04.2011. Buch-Nr.: 40169 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken