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Peter Bartelheimer

Risiken für die soziale Stadt. Erster Frankfurter Sozialbericht. Erstellt im Auftrag des Sozialdezernats der Stadt Frankfurt am Main

Frankfurt a. M.: Eigenverlag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge 1997 (Dissertationen, Diplomarbeiten, Dokumentationen 40); 388 S.; ISBN 3-17-006791-5
Die kommunale Sozialstaatlichkeit - wesentliches Element im Institutionengefüge der deutschen Sozialpolitik - droht zwischen steigendem Problemdruck und zunehmender Ressourcenknappheit zerrieben zu werden. Viele Kernstädte verlieren nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch leistungsfähige Bevölkerungsgruppen an das Umland. Zugleich werden die Kommunen aufgrund ihrer Zuständigkeit für Sozialhilfezahlungen mehr und mehr mit Aufgaben der Armutsbekämpfung konfrontiert, obschon die kommunalen Steuereinnahmen seit langem hinter der Entwicklung auf Länder- bzw. Bundesebene zurückbleiben. Eine gravierende Folge dieser Tendenzen sind die - zumal in großstädtischen Ballungszentren - feststellbaren Prozesse sozialräumlicher Spaltung, die für etliche Beobachter eine Gefährdung sowohl der sozialen wie der politischen Integration darstellen. Vor diesem Hintergrund hat eine kontinuierliche, systematische Sozialberichterstattung primär zwei Funktionen: einerseits soll sie Betroffenheit, Verteilung und Ursachen von Armut und Unterversorgung - methodisch gestützt - sichtbar machen, andererseits bildet sie ein (fachliches) Forum der lokalen Öffentlichkeit, das der Vergewisserung sozialer Standards dient. Der "Erste Frankfurter Sozialbericht" erfüllt beide Funktionen in Maßstäbe setzender Weise. Das gilt im analytischen Teil, der Armut und Unterversorgung in den Feldern Einkommen, Erwerbsarbeit, Wohnungsversorgung und sozialräumliche Segregation behandelt (55 ff.), sowohl hinsichtlich der Informationstiefe wie mit Blick auf die unstrittigen Meßprobleme von Armut. Das gilt ebenso für die durchgängig deutlich gemachte kommunikative Funktion der Berichterstattung (3 ff., 351 ff.). Es wäre zu wünschen, daß der Frankfurter Sozialbericht gerade aufgrund der explizierten Verfahrenskriterien - organisatorische Unabhängigkeit gegenüber Verwaltung und Verbänden, Moderation und Vermittlung der methodischen Beobachtungen, konsensuale Aushandlung praktischer Konsequenzen - Beachtung in der kommunalen Sozialplanung fände. Inhaltsübersicht: 1. Ein neues städtisches Berichtssystem: 1.1 Schwierige Jahre für die soziale Stadt; 1.2 Untersuchungskonzepte und Begriffe der Sozialberichterstattung; 1.3 Sozialberichterstattung als offener Prozeß. 2. Risiken für Frankfurt als soziale Stadt (Zusammenfassung); 3. Armut und "prekärer Wohlstand" in Frankfurt: 3.1 Das Potential der Einkommensarmut; 3.2 Exkurs: Frankfurt - reiche Stadt? 4. Umfang und Entwicklung des Sozialhilfebezugs: 4.1 Sozialhilfe und Sozialhilfestatistik; 4.2 Entwicklungstendenzen des Sozialhilfebezugs 1985 bis 1994; 4.3 Bezieher von Hilfe zum Lebensunterhalt: Staatsangehörigkeit und Geschlecht als wichtigste Strukturmerkmale; 4.4 Besondere Personengruppen von HLU-Beziehern; 4.5 Hilfe zum Lebensunterhalt aus Arbeitsmarktgründen. 5. Risiken des Frankfurter Arbeitsmarktes: 5.1 Arbeitsmarkt als Beobachtungsfeld; 5.2 Gewinner und Verlierer im Strukturwandel; 5.3 Sinkende Chancen auf Arbeiten und Wohnen in Frankfurt; 5.4 Erwerbslosigkeit; 5.5 Exkurs: Kosten der Arbeitslosigkeit. 6. Wohnraumversorgung und Wohnungsnot: 6.1 Wohnungsnot und kommunale Wohnungshilfen; 6.2 Wohnungsmarktbeobachtung und Wohnungsversorgung; 6.3 Personen ohne eigene Wohnung; 6.4 Drohende Wohnungslosigkeit; 6.5 Unterversorgung mit Wohnraum; 6.6 Überhöhte Wohnkostenbelastung; 6.7 Belegungsrechte und Wohnungssuchende; 6.8 Bemerkungen zum Frankfurter Wohnungshilfesystem. 7. Sozialräumliche Segregation: 7.1 Methodisches zur Sozialraumanalyse; 7.2 Stadtgebiete nach dem relativen sozialen Risiko; 7.3 Stadtgebiete nach der relativen Risikoentwicklung; 7.4 Sozialräumliche Ungleichheit entwickelt sich langsam; 7.5 Wohngebiete mit verdichteten sozialen Problemlagen. 8. In eigener Sache: 8.1 Zwei Jahre Sozialberichterstattung - eine Zwischenbilanz; 8.2 Verbesserung der kommunalen Sozialstatistik; 8.3 Empfehlungen zur weiteren Berichterstattung.
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.325 | 2.342 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Peter Bartelheimer: Risiken für die soziale Stadt. Frankfurt a. M.: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/7178-risiken-fuer-die-soziale-stadt_9596, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 9596 Rezension drucken