Das Buch, mit dem der Schriftsteller Grass zu seinem 80. Geburtstag für sein politisches Engagement gewürdigt wird, beginnt lustigerweise mit der Feststellung Becks, Grass habe sich nie vor einen Karren spannen lassen. ÍWer, wenn nicht Grass, hat denn sonst den sozialdemokratischen Karren gezogen? Und wenn man das Buch liest, das durchaus den Ehrentitel eines Politologen-Schmökers verdient, mag man es sogar bedauern, dass heute wahrscheinlich niemand mehr die Rolle, die Grass einmal ausfüllte, wahrnimmt – und zum Beispiel einen im Ton verbindlichen, aber doch geharnischten Brief an den SPD-Parteivorsitzenden schreibt und ihn daran erinnert, was politisch zur Erlangung einer Mehrheit getan werden muss. Vielleicht waren es aber auch andere Zeiten, in denen die politischen Konturen klarer waren und eben auch Schriftsteller und andere Künstler die Notwendigkeit sahen, Partei zu ergreifen. Und so ist das Buch nicht nur eine Hommage an den politischen Menschen Grass, sondern auch eine Würdigung der von ihm maßgeblich geprägten Sozialdemokratischen Wählerinitiative – und es ist eine kleine publizistische Zeitreise in die alte Bundesrepublik und zur alten „Tante SPD“ (22), wie Grass sie liebevoll und zugleich respektlos nannte.