Als Oase für Steuerhinterzieher dient die Schweiz nach Ansicht der Journalisten Parma und Vontobel schon (zu) lange – mit schwerwiegenden Folgen. Bereits während der Weimarer Republik habe man dem Geld der reichen Deutschen einen Zufluchtsort vor der damals neuen Vermögensabgabe, dem Reichsnotopfer, geboten und damit einen Beitrag zur Destabilisierung der jungen Demokratie geleistet. Diese Beihilfe zur Kapitalflucht, die die schweizerischen Banken leisteten und leisten, habe mittlerweile einen Umfang angenommen, durch den sogar das Leben von Menschen bedroht werde. Unter Berufung auf das britische Hilfswerk „Christian Aid“ rechnen Parma und Vontobel vor, dass den Entwicklungsländern jedes Jahr „160 Milliarden Dollar Steuereinnahmen allein dadurch verloren gehen, dass multinationale Firmen ihre Gewinne mithilfe von fiktiven Transferpreisen oder gefälschten Rechnungen in Länder transferieren, in denen sie – dank dem Holdingprivileg – wenig oder keine Steuern bezahlen müssen“. Dieses Geld, das bis zu 14 Prozent der Staatseinnahmen ausmache, finde so seinen Weg in Steuerparadiese wie die Schweiz. Werde nun ein Zusammenhang zwischen den entgangenen Steuereinnahmen und der Kindersterblichkeit hergestellt, komme „Christian Aid“ zu dem Schluss, „dass jedes Jahr 350.000 Kinder weniger sterben würden, wenn die multinationalen Firmen ihre Steuern korrekt bezahlten“ (25). Den Nutzen, den die Schweiz aus diesen Vorgängen ziehe, bewerten die Autoren dagegen als nicht tatsächlich wirtschaftlich überlebenswichtig, die Banken schafften gemessen am Umfang der Wertschöpfung nur wenige Arbeitsplätze – die Schweiz aber habe sich „intellektuell korrumpiert“ (11). Verschärft durch die gegenwärtige weltweite Finanzkrise sehen die Autoren die Notwendigkeit, international tragfähige Regeln für die Finanzwelt zu schaffen, nach denen sich nicht mehr ein Land wie die Schweiz auf Kosten anderer bereichern kann.