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Simon Sottsas

Segregation and Integration as Challenges for Hegemony Projects in Violent Conflicts. A historical-materialist study of the conflict system on the southern Philippines

Online-Publikation 2013 (http://d-nb.info/1036130436/34); XXII, 379 S.
Diss. FU Berlin; Begutachtung: S. Chojnacki, M. Braig. – Simon Sottsas versucht einen neuen Blick auf einen „weitestgehend vergessenen Konflikt an den Rändern der globalen Beziehungen und mittels einer Theorie vom Rande der Sozialwissenschaften“ (1) zu werfen. So umschreibt er sein Vorhaben, mit einem historisch‑materialistischen Ansatz das System des seit Anfang der 1970er‑Jahren andauernden Konflikts in der Region Minsupala (südliche Philippinen) auf die Frage hin zu untersuchen, wie und warum sich die dortigen politischen Projekte und die aus ihnen hervorgehenden Gewalterklärungen über die Zeit gewandelt haben. Dem Ansatz entsprechend geht Sottsas davon aus, dass sich Struktur und agency als Faktoren in einem wechselseitigen Einflussverhältnis befinden und somit „politische agency zum jeweiligen Zeitpunkt durch historische Strukturen beschränkt und ermöglicht wird, was diese historischen Strukturen wiederum für die Zukunft verändert“ (ix). Unter Rückgriff auf das Denken von Antonio Gramsci erklärt er die Entwicklungen in Minsupala daher als Abfolge von historischen, hegemonialen Projekten, die durch unterschiedliche Akteursgruppen beziehungsweise ‑netzwerke vorangetrieben wurden. Dabei unterscheidet er unter anderem zwischen liberal post‑kolonialen, nationalliberal anti‑kolonialen, nationalreligiös anti‑kolonialen, „sozialistisch drei‑Völker antikolonial[en]“ (178) Vorhaben – so vielfältig und verwirrend die Begrifflichkeiten scheinen hier die behandelten Entwicklungen. Der Autor erläutert, dass es das Ziel hegemonialer politischer Projekte sei, eine „stabile soziale Hierarchie zu errichten, die auf einer Mischung zwischen einer auf der Universalisierung bestimmten sozialer Interessen basierenden Führung und Gewalt als letztinstanzlichem Mittel zum Erhalt der Zustimmung der breiten Mehrheit der Mitglieder“ (190) basiere. Sottsas betrachtet in seiner Analyse dazu unter anderem von dem jeweiligen Projekt integrierte und segregierte soziale Gruppen sowie die politischen Entscheidungen, die von oder durch das Akteursnetzwerk beeinflusst wurden. Dabei berücksichtigt er neben materiellen und sozialen Faktoren auch die hierfür relevanten Institutionen und die Rolle von Gewalt in diesen Prozessen. Letztere erfülle unterschiedliche situative Funktionen, die von der Kontrolle im Rahmen hegemonialer Projekte, Mittel zur Überwindung gesellschaftlicher Krisen bis hin zu einem krisenverlängernden, sich selbst erhaltenden System reichen können. Insgesamt sieht Sottsas seine Untersuchung im Sinne einer explorativen Studie nicht als abgeschlossen, sondern vielmehr als Ausgangsposition für weitere Forschung.
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Rubrizierung: 2.682.22.25 Empfohlene Zitierweise: Christian Patz, Rezension zu: Simon Sottsas: Segregation and Integration as Challenges for Hegemony Projects in Violent Conflicts. 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38890-segregation-and-integration-as-challenges-for-hegemony-projects-in-violent-conflicts_46755, veröffentlicht am 24.09.2015. Buch-Nr.: 46755 Rezension drucken