Skip to main content
Judith Dellheim / Günter Krause (Hrsg.)

Sichtbare Hände – Staatsinterventionismus im Krisenkapitalismus

Berlin: Karl Dietz Verlag 2010 (Rosa-Luxemburg-Stiftung: Manuskripte 86); 231 S.; 9,90 €; ISBN 978-3-320-02226-6
Die staatlichen Rettungsaktionen im Gefolge der jüngsten globalen Finanzkrise haben politische und wissenschaftliche Debatten über das Verhältnis von Markt und Staat ausgelöst. Unter häufiger Bezugnahme auf die Metapher der sichtbaren bzw. unsichtbaren Hand wurde vor allem die Frage erörtert, ob die soziale Marktwirtschaft am Ende durch mehr Markt oder mehr Staat zu retten sei. Doch diese Frage sei falsch gestellt, schreibt Dellheim einleitend, denn als „integrale Bestandteile des Funktions- und Regulierungsmechanismus der kapitalistischen Ökonomie“ bilden sie keinen Gegensatz – vielmehr müsse nach der Zukunftsfähigkeit von Markt und Staat gefragt werden, es gehe also um die Fragen nach „welchem Markt und welchem Staat – und damit nach den Akteuren“ (8). Damit ist zugleich ein zweiter zentraler Aspekt angesprochen, der in diesem – aus einem internationalen Workshop der Rosa-Luxemburg-Stiftung vom November 2008 hervorgegangenen – Band thematisiert wird: Staatsinterventionismus führt nicht automatisch zu einer progressiveren Politik. Wie eine alternative Politik von links aussehen könnte, diskutieren die Autoren unter anderem für verschiedene Staaten und Regionen sowie für verschiedene Politikfelder. Aus der Entwicklung des norwegischen Wohlfahrtsstaates etwa zieht Asbjørn Wahl die Lehre, dass gesellschaftliche Fortschritte nur durch harte soziale Kämpfe zu erreichen sind. Und in Auseinandersetzung mit Althussers Frage nach der Außerstaatlichkeit revolutionärer Politik kommt Frieder Otto Wolff zu dem Ergebnis, dass eine „linke Politik von unten [...] im Dreiklang von Aufklären, Mobilisieren und Kämpfen“ (174) agieren müsse. Drittens schließlich soll mit diesem Band aus der Perspektive einer emanzipatorischen Politik verdeutlicht werden, dass gerade das Verhältnis von Markt und Staat „seit langem Gegenstand von ökonomischer Legendenbildung und ideologischer Mystifikation sind“ (8). Besonders deutlich wird dies wird im Beitrag von Krause über die Entwicklung der Hände-Metaphern, in dem er aufzeigt, wie sich diese „in besonderer Weise zum Transport ideologischer wie politischer Botschaften“ (72) eignen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.21 | 2.262 | 2.61 | 2.68 | 5.45 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Judith Dellheim / Günter Krause (Hrsg.): Sichtbare Hände – Staatsinterventionismus im Krisenkapitalismus Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32699-sichtbare-haende--staatsinterventionismus-im-krisenkapitalismus_39037, veröffentlicht am 13.10.2010. Buch-Nr.: 39037 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken