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Walter Feichtinger / Gerald Hainzl (Hrsg.)

Somalia. Optionen – Chancen – Stolpersteine

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2011 (Internationale Sicherheit und Konfliktmanagement 6); 299 S.; 35,- €; ISBN 978-3-205-78582-8
Somalia werde gegenwärtig in erster Linie im Zusammenhang mit der Piraterie und deren Eindämmung erwähnt, die hintergründigen Probleme und Konflikte des Landes seien – nicht zuletzt durch die politischen Umbrüche in der arabischen Welt – in den Hintergrund internationaler Aufmerksamkeit geraten, schreiben die Herausgeber. Sie legen mit diesem Band eine „Zusammenschau der besonderen Art“ (7) vor, die Analysen und Einschätzungen zu aktuellen Problemen, historischen Entwicklungen und militärischen Voraussetzungen des internationalen Krisenmanagements enthält, verfasst von Wissenschaftlern wie auch praxisorientierten Experten auf dem Gebiet militärischer Planungen. In mehreren Beiträgen geht es um das Scheitern verschiedener Friedensbemühungen. Volker Matthies führt die mangelnden Erfolge unter anderem auf konfrontative Politikkonzepte der externen Akteure zurück. Besonders der EU und den USA wirft er vor, mit sicherheitspolitischen Interventionen die Konfliktsituation verschärft zu haben. Fehleinschätzungen und unangemessene Verhaltensweisen sowie die mangelnde Wahrnehmung zivilgesellschaftlicher Kräfte und alternativer „Ordnungsmodelle jenseits überkommener Staatlichkeit“ haben einen großen Anteil an der Beständigkeit des Konfliktes. Somalia benötige einen „‚Staatsaufbau von unten’ in Eigenregie“ und mit einem „minimalistischen Zuschnitt“ (26). Auch Georg-Sebastian Holzer widmet sich der Rolle externer Akteure und nimmt dabei auch die divergierenden Sicherheitsinteressen der regionalen Akteure (Eritrea, Äthiopien, Jemen, Kenia) in den Blick. Insgesamt müsse die internationale Gemeinschaft anerkennen, dass – ähnlich wie in Afghanistan – eine militärische Lösung nicht möglich sei. Die Einbeziehung der bewaffneten Opposition, so sein Fazit, berge „am ehesten die Chance […], den Konflikt zu beenden“ (119). Mit der somalischen Gesellschaftsstruktur setzt sich Thomas Zitelmann auseinander und fragt nach Faktoren, die ein besseres Verständnis des Konfliktverhaltens erlauben. In den weiteren Beiträgen geht es um operative Aspekte militärischer Einsätze sowie um neue Ansätze im internationalen Krisenmanagement. Im Schlussbeitrag stellt Annette Weber Herausforderungen und Lösungsansätze einander gegenüber und skizziert drei Szenarien: „Die beiden derzeit wahrscheinlichsten Szenarien sehen al Shabab als prägendste und einflussreichste politische Kraft in Somalia in den nächsten Monaten.“ (265)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.23 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Walter Feichtinger / Gerald Hainzl (Hrsg.): Somalia. Wien/Köln/Weimar: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33004-somalia_39424, veröffentlicht am 03.05.2012. Buch-Nr.: 39424 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken