Das wieder an Aktualität gewinnende Thema Souveränität wird in diesem Sammelband vielschichtig und differenziert analysiert. Im Hintergrund steht die Beobachtung, dass die souveränen Nationalstaaten derzeit an Bedeutung verlieren – nach innen angesichts von Pluralismus und Individualismus, nach außen angesichts von Globalisierung, europäischer Integration und zerbrechenden Staaten. Damit einher gehen allerdings, wie die Herausgeber in ihrem sehr instruktiven Vorwort beschreiben, die Gefahren der Entdemokratisierung, der Ethnisierung bzw. Essentialisierung und der Delegitimierung von Politik. Um diese Gefahren und korrespondierend die Stärken des neuzeitlichen Konzepts von Souveränität eingehender zu untersuchen, werden zunächst die historischen Quellen von Klaus Roth, Claudia Opitz-Belaghal und Samuel Salzborn analysiert. Dabei stellt Salzborn die These auf, dass die individuelle Freiheit die staatliche Souveränität bereits rechtlich und vertragstheoretisch beschränke, sodass kein Rekurs auf die Menschenrechte als einer moralischen Instanz nötig sei. Im zweiten Teil wird das Verhältnis von Souveränität und Ausnahmezustand von Matthias Lemke, Ulrich Thiele und Rüdiger Voigt bestimmt. Dabei konzentriert sich Lemke auf die römische Diktatur, Thiele untersucht die Revolution und Voigt den Krieg. Im dritten Kapitel werden zwei kritische Analysen zum Souveränitätsbegriff vorgestellt. Walter Pauly und Gunter Heiß diskutieren theoretische Modelle der Verhältnisbestimmung von Staat und Verfassung, während Gerhard Scheit die Tendenz des Islam beschreibt, Souveränität durch Ungleichheit zwischen den in Stämmen organisierten Personen zu verhindern.