Diss. Heidelberg; Gutachter: O. Gans. – Loewe zeigt, wie in den arabischen Ländern ein effizientes und verteilungsgerechtes soziales Sicherungssystem ausgestaltet und erreicht werden kann. Zu den arabischen Ländern zählen für den Autor sowohl die nordafrikanischen als auch die Staaten des Nahen und Mittleren Ostens. Die Arbeitsmärkte in den arabischen Ländern, mit Ausnahme der Golfstaaten, sind durch steigende Arbeitslosigkeit, eine starke Segmentierung und hohe Mobilitätsbarrieren zwischen den Sektoren und deswegen durch einen wachsenden informellen Sektor charakterisiert. Da zudem die Reallöhne sinken, stellt sich so die Frage nach sozialer Sicherheit für Arbeitnehmer des informellen Sektors in aller Schärfe. Loewe differenziert diese Frage weiter aus und beantwortet sie klassifiziert für die einzelnen Länder nach historischem Hintergrund, Entwicklungsniveau und politischem sowie soziokulturellem (Werte-)System. So entsteht ein Panoptikum, das die Unterschiede zwischen einem Rentierstaat wie Bahrain und dem Jemen und somit den hohen Differenzierungsgrad der arabischen Länder deutlich werden lässt. Abschließend stellt Loewe einen Forderungskatalog für die arabischen Staaten auf: Diese sollten Risikenminimierung betreiben, zum Beispiel durch Gesundheitspolitik Epidemien vermeiden und durch Bildungspolitik die Akkumulation von Humankapital erhöhen; das Renten- und Pensionssystem müsse fundamental überholt werden, um die Transfereffizienz zu verbessern. Dies schließe auch eine geänderte Investitionsstrategie, eine neue Rentenformel und eine Beschneidung der Privilegien von Beamten und Militärs mit ein. Schließlich sollten die sozialen Sicherungssysteme auf eine größere Bevölkerungsgruppe ausgedehnt werden. Loewe gelingt eine differenzierte Betrachtung eines relevanten Themenkomplexes, der in seiner politischen Brisanz in der aktuellen Debatte bis heute unterschätzt wird.