In den vergangenen Jahrzehnten haben sich – beschleunigt durch die Attentate vom 11. September 2001 – beim Thema Terrorismus die Schwerpunkte von Forschung und Medien verschoben: Im Mittelpunkt stehen mittlerweile vor allem ein religiös-fundamentalistisch begründeter, häufig international vernetzter Terrorismus (für den das islamistische Netzwerk Al-Kaida der Prototyp zu sein scheint) und ein ethnisch-nationalistischer Terrorismus von Gruppen wie der ETA im Baskenland oder der kurdischen Arbeitpartei PKK. In den Hintergrund gerückt scheint dagegen der sogenannte sozialrevolutionäre Terrorismus, der in den 60er- und 70er-Jahren mit der Roten Armee Fraktion in Deutschland und den italienischen Roten Brigaden für Aufregung gesorgt hatte. Seinen Einfluss in ideologischer und organisatorischer Sicht auf derzeitige Gruppen wie die FARC in Kolumbien, aber auch die möglichen Gründe für das Verschwinden dieses „linken“ Terrorismus betrachten die Autoren dieses Sammelbandes. Nach einer umfassenden Darstellung der theoretischen Grundlagen, die in einzelnen Kapiteln von Marx und Engels über Trotzki, Lenin und Mao Tse Tung bis zur Frankfurter Schule reichen, beschreiben die Autoren Struktur und Ideologie einzelner Organisationen: neben RAF und Rote Brigaden und anderen Gruppen in Europa sind dies beispielsweise die Tupamaros in Uruguay, der Sendero Luminoso in Peru und die Stadtguerilla Brasiliens. Im Vergleich dazu wird als aktuelles Beispiel auch Al-Kaida herangezogen. Keine terroristische Organisation habe ihr gesetztes Ziel erreicht, fasst Herausgeber Straßner zusammen, einzelne Erfolge von Revolutionen in Kuba und Algerien seien nur mithilfe einer Armee erreicht worden. Ein weiteres Fazit ist die Feststellung, dass auch im heutigen Terrorismus sozialrevolutionäre Motive zu finden seien.