
Sozialwissenschaftliches Erklären. Probleme der Theoriebildung und Methodologie
In dieser Aufsatzsammlung macht die renommierte Sozialwissenschaftlerin Mayntz – sie selbst verortet sich zwischen Soziologie und Politikwissenschaft – auf umfassende Weise ihr Verständnis von Sozialwissenschaft deutlich. Dabei vertritt sie den Standpunkt des „erkenntnistheoretische[n] Relativismus“ (7), den sie sowohl vom klassischen Positivismus als auch vom radikalen Konstruktivismus abhebt. Weder sei die soziale Wirklichkeit uns objektiv gegeben, noch sei unsere Erkenntnis völlig beliebig. Vielmehr besteht Mayntz darauf, „dass unabhängig vom jeweiligen Betrachter eine reale Welt existiert, die jedoch jeder Betrachter nur ausschnittsweise und in Abhängigkeit von seiner eigenen Beschaffenheit wahrnehmen kann“ (7 f.). Ein Leitthema der Aufsätze ist daher die Mahnung, sich nicht in einer wirklichkeitsfernen, rein begriffsbezogenen Sozialwissenschaft zu verlieren, die mehr an theoretischer Logik als an empirischer Komplexität interessiert ist. In dem Band sind Aufsätze zu Kausalität, zum Verhältnis von Akteuren und Strukturen – Mayntz gibt dabei tendenziell der Institutionenanalyse Vorrang vor der Handlungstheorie –, zur Rationalitätsproblematik und auch zur Globalisierung versammelt, die abgesehen vom Einführungsaufsatz bereits an anderer Stelle erschienen sind. Die Texte sind anspruchsvoll, jedoch mit großer Klarheit geschrieben und damit für alle methodologisch Interessierten eine gut zugängliche Ressource.