Um die Frage zu beantworten, weshalb die amerikanische Besatzungsherrschaft eine entscheidende Zäsur in der deutschen Geschichte gewesen ist, untersucht die Autorin die Gesellschaftskonzeption des Besatzungsregimes. Die These, dass die amerikanischen Besatzer „ein System des Systemwechsels“ (273) errichtet haben, richtet sich sowohl gegen die Annahme, die Demokratie sei oktroyiert oder nur aus utilitaristischen Gründen übernommen worden, als auch gegen die Ansicht, der Nationalsozialismus habe eine unbewusste Modernisierung der deutschen Gesellschaft bewirkt. Die Autorin kritisiert vor allem die Ausblendung der erfolgreichen Transformationsherrschaft der Besatzungsbehörden, die sie als „Stunde Null“ begreift. Die Analyse der amerikanischen Direktiven und Handbücher von 1944 bis 1945 stehen im Mittelpunkt der Darstellung. Gerhardt beschreibt die Nullphase der politischen Institutionen, der Gesellschaft sowie der Wirtschaft, um hervorzuheben, dass der angestrebte Systemwechsel von den Amerikanern weitgehend moralisch begründet wurde, also wertrational verstehbar gemacht werden sollte. Erst dies, so die Autorin, bewirkte die erfolgreiche Demokratisierung, die in einem Epilog der gegenwärtigen Besatzungspolitik im Irak gegenüber gestellt wird. Anzumerken ist, dass Gerhardt in mancher Hinsicht die Kongruenz der verschiedenen Nachkriegsplanungen und Besatzungspolitik überschätzt und daher dem Leser ein etwas zu homogenes Bild präsentiert.