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Armin Burkhardt / Kornelia Pape (Hrsg.)

Sprache des deutschen Parlamentarismus. Studien zu 150 Jahren parlamentarischer Kommunikation

Wiesbaden: Westdeutscher Verlag 2000; 496 S.; brosch., 74,- DM; ISBN 3-531-13364-0
Dokumentiert werden Referate der 6. Tagung der Arbeitsgemeinschaft "Sprache in der Politik" vom Juni 1998. Die große Mehrzahl der Autoren sind Germanisten, Sprach- und Literaturwissenschaftler. So sind viele der Beiträge primär sprachwissenschaftlich mit eher formalem Politikbezug. Der Band bietet damit für Politikwissenschaftler in erster Linie Quellen- und Argumentationsmaterial, aber auch Denkanstöße, aus einer neuen, ergänzenden Analyseperspektive. Generell scheinen sich die Autoren darin einig, dass Phänomene der Mediatisierung und der politischen Parteien aus dem von ihnen als Ideal gesetzten klassisch-liberalen "Diskussionsparlament" in der Paulskirche auch sprachlich das effekthascherische und ritualisierende "Schaufensterparlament" (75) Bundestag gemacht haben, in dem parlamentarische "Sternstunden" die extreme Ausnahme sind. Inhalt: 1. Die Anfänge des deutschen Parlamentarismus: Die Deutsche Constituirende Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche: Günther Grünthal: Die Revolution 1848/49 – Versuch einer Bilanz (23-39); Eberhard Rohse: "Frankfurt ist nicht Betlehem" – Paulskirchenparlament und 48er Revolution im Spiegel literarischer Texte (40-67); Armin Burkhardt: "geredet, geträumt, gezögert, gezankt". Zur politischen Kommunikation in der Paulskirche (68-97). 2. Vom Reichstag im Kaiserreich zur Weimarer Republik: Klaus Erich Pollmann: Parlamentarische Kultur im deutschen Kaiserreich 1867/71-1918 (101-110); Ekkehard Felder: Handlungsleitende Konzepte in der Nationalversammlungsdebatte über die Unterzeichnung des Versailler Vertrages im Jahre 1919 (111-131); Reinhard Wesel: "Weltstaat", Völkerbund und UNO. Sprachpolitische Überlegungen und Befunde zur deutschen Perzeption von "Weltorganisation(en)" in Parlamentsdebatten (132-157). 3. Parlamentarisch-demokratischer Neuanfang – Formen parlamentarischer Kommunikation im Parlamentarischen Rat und im Deutschen Bundestag: Ulrich Sarcinelli: Von der parlamentarisch-repräsentativen zur medial-präsentativen Demokratie? Zum Legitimitätswandel demokratischer Politik (161-171); Jörg Kilian: Erinnerter Neuanfang. Zur Formung parlamentarisch-demokratischer Kommunikation im Parlamentarischen Rat (172-192); Johannes Volmert: Der Neubeginn: Die erste Bundestagsdebatte zur Regierungserklärung von Konrad Adenauer (20.-29.9.49) (193-220); Martin Wengeler: Argumentationsmuster im Bundestag. Ein diachroner Vergleich zweier Debatten zum Thema Asylrecht (221-240); Thomas Niehr: Die Asyldebatte im Deutschen Bundestag – eine "Sternstunde" des Parlaments? Untersuchungen zur Debattenkultur im Deutschen Bundestag (241-262); Stephan Elspaß: Phraseologie im deutschen Parlamentarismus. Zu historischen Entwicklungen im Sprachverhalten politischer Redner (261-287); Josef Klein / Kathrin Steyer: Fraktionsdebatte und Medienstrategien. Eine exemplarische Analyse öffentlicher und interner Konfliktaustragung (288-318); Walther Kindt: Argumentationskultur in Bundestagsreden – illustriert am Beispiel einer Debatte vom 2.4.1998 (319-335); Andreas Olschewski: Die Verschriftung von Parlamentsdebatten durch die stenographischen Dienste in Geschichte und Gegenwart (336-353). 4. Vergleichende Studien: Parlamentarismus in Deutschland und seinen Nachbarstaaten: Titus Ensink / Christoph Sauer: Die Mühen der Ebene und die unbewältigte Kolonialzeit. Ganz gewöhnlicher Parlamentarismus in Den Haag (357-387); Paul Georg Meyer / Karin Ebeling: Britisches Unterhaus und Deutscher Bundestag: einige pragmalinguistische Beobachtungen (388-404); Valentina Winogradova: Sprachliche Strategien der Wirtschaftsdiskussionen in Parlamentsdebatten (405-416). 5. Vom DDR-Parlamentarismus vor und in der "Wende"-Zeit zur parlamentarischen Kommunikation in Ostdeutschland: Ruth Geier: Parlamentarische Reden in den Farben der DDR (419-430); Rüdiger Läzer: Von der "Demokratie der Straße" zum demokratischen Parlament. Politische Streitkultur in Verhandlungen am Runden Tisch (431-450); Kornelia Pape: Vom "Wanzenstaat" und der wirksamen Bekämpfung der "Organisierten Kriminalität". Der Diskurs zum Großen Lauschangriff in den Landesparlamenten Niedersachsens und Sachsen-Anhalts (451-472). Anhang: Podiumsdiskussion: Parlamentarische Kommunikation einst und jetzt (473-494).
Andreas Beckmann (AB)
M. A., Doktorand, Institut für Sozialwissenschaften, Bereich Politikwissenschaft, Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.35 | 2.321 | 2.31 | 2.61 | 2.314 | 2.325 Empfohlene Zitierweise: Andreas Beckmann, Rezension zu: Armin Burkhardt / Kornelia Pape (Hrsg.): Sprache des deutschen Parlamentarismus. Wiesbaden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11250-sprache-des-deutschen-parlamentarismus_13324, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13324 Rezension drucken