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Dennis Frieß / Julia Jax / Anna Michalski (Hrsg.)

Sprechen Sie EU? Das kommunikative Versagen einer großen Idee. Beiträge zur 9. Fachtagung des DFPK

Berlin: Frank & Timme 2014 (Düsseldorfer Forum Politische Kommunikation 4); 331 S.; 34,80 €; ISBN 978-3-7329-0006-0
Mit Blick auf die europäische Dimension, die im Titel dieses Bandes in Frageform enthalten ist, verspricht dieser Sammelband mehr, als die Beiträge tatsächlich hergeben. Denn Fragen der europäischen Kommunikation werden nur im ersten Abschnitt problematisiert, wobei es sich um verschriftlichte Essays auf der Basis einer Podiumsdiskussion handelt. Leider erschöpfen sie sich – wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven – in hinlänglich bekannten Allgemeinplätzen zu den Vermittlungsdefiziten der europäischen Idee. Daran schließt sich eine Dokumentation von „Beiträgen der Fachtagung“ (51) an, die allgemeinen Themen der politischen Kommunikation – ohne weiteren EU‑Bezug – gewidmet sind. Der eigentliche Wert dieses Bandes besteht darin, dass vor allem in diesem zweiten Abschnitt veranschaulicht wird, dass sich webbasierte Kommunikationsformate und soziale Netzwerke in methodisch innovativen und durchaus ertragreichen Medienanalysen untersuchen lassen. So zeigt Florian Buhl mit Hilfe einer Zeitreihenanalyse für die Themen Eurokrise, Arabischer Frühling, Kernenergie und internationaler Terrorismus auf, dass sich „zwischen der massenmedialen Berichterstattung und der Kommunikation in der politischen Blogosphäre“ keine „wechselseitigen Agenda‑Setting‑Effekte“ (65) nachweisen lassen. So seien es – zumindest in der Bundesrepublik – nach wie vor die Massenmedien, die bei vielen Themen die Anstöße für Debattenbeiträge in politischen Blogs lieferten. Kay Hinz hingegen versucht sich an der Entwicklung eines Indexes zur strukturierten Erfassung der „politischen Kommunikation von Politikern in Sozialen Online‑Netzwerken“ (72), der die vier zentralen Funktionen „Information, Vernetzung, Mobilisierung und Nutzerpartizipation“ (71) abdeckt. Jonas Israel untersucht, wie Parteien Voting Advice Applications nutzen – in der Bundesrepublik besser bekannt als Wahl‑O‑Maten. Dabei stellt er fest, dass es – wenn auch in geringem Umfang – zwischen den Positionen der Wahlprogramme der Parteien und ihren in die Wahl‑O‑Maten eingebrachten Aussagen wohl vor allem strategisch motivierte Abweichungen gibt. Einen Europabezug weist der Beitrag von Olga Eisele und Lucy Kinski auf. Beide skizzieren ein Projekt zum „kommunikativen Schweigen“ (113) nationaler Parlamente in EU‑Angelegenheiten als ein Resultat des Wechselbezuges zwischen parlamentarischen Aktivitäten einerseits und Spezifika der „redaktionellen Linien“ (124) von überregionalen Printmedien andererseits. Auch die anderen, methodisch innovativen Ansätze dieses Bandes zeigen, wie dringlich es ist, dass Nachwuchswissenschaftler_innen ihre Foren in Form von Tagungen und Publikationen erhalten.
Henrik Scheller (HS)
Dr. phil., Dipl.-Politologe, wiss. Mitarbeiter, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Lehrstuhl Politik und Regieren in Deutschland und Europa, Universität Potsdam.
Rubrizierung: 2.223.42.3252.3332.3322.212.63 Empfohlene Zitierweise: Henrik Scheller, Rezension zu: Dennis Frieß / Julia Jax / Anna Michalski (Hrsg.): Sprechen Sie EU? Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37613-sprechen-sie-eu_45564, veröffentlicht am 02.10.2014. Buch-Nr.: 45564 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken