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Markus Kink / Janine Ziegler (Hrsg.)

Staatsansichten – Staatsvisionen. Ein politik- und kulturwissenschaftlicher Querschnitt

Berlin: Lit 2013 (Studien zur visuellen Politik 8); 363 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11613-0
Generell werde der Staat als gegeben hingenommen und dabei „oft übersehen, dass der Staat als abstrakte Kategorie kulturell über Metaphern und Narrative – generell über den Diskurs – repräsentiert werden […] und seine Bedeutung kontextabhängig sozial konstruiert werden [muss]“ (11), umreißen Markus Kink und Janine Ziegler einleitend die Grundprämisse dieses Bandes. Im Mittelpunkt stehen historische und zeitgenössische Vorstellungen und Visionen des Staates, die aus verschiedenen wissenschaftlichen Perspektiven untersucht werden. Samuel Salzborn widmet sich eingangs allgemein dem Wandel des Staatsverständnisses in der Politikwissenschaft und zeichnet die Entwicklung der Kategorien Staat, politisches System und Governance nach. Er argumentiert gegen einen „vorschnellen politikwissenschaftlichen Abschied vom Staat“, denn eine oft formulierte „Historisierung des Staates [… sei] keinesfalls festzustellen“ (38). Außerdem sei der Staat die einzige Kategorie, „die das universelle Versprechen auf individuelle Freiheit auch außerhalb der westlichen Welt zu einer ernsthaften Perspektive werden lassen kann“ (38 f.). Wolfgang Bergem betont in seinem Beitrag die konstitutive Funktion von Sprachbildern wie Staatsschiff, Staatskörper, Vater Staat oder Staatsgebäude für die politische Wirklichkeit. Ergänzend dazu analysiert Denzi Anan die Staatsbilder der deutschen Parteien und arbeitet deren Vorstellungen vom National‑, Rechts‑ und Sozialstaat heraus. Die dargelegten deutlichen Divergenzen zwischen den Parteien führt Bergem auf die unterschiedlichen ideengeschichtlichen Hintergründe zurück, was die vielfach behauptete Entideologisierung relativiert. Markus Kink hingegen nimmt das Staatsbild in den internationalen Beziehungen in den Blick und macht deutlich, dass das Konzept des Staates nicht ohne Sicherheit auskommt. In den weiteren Beiträgen werden einzelne Vorstellungen und Metaphern von Staat und Herrschaft zum einen ideengeschichtlich und in visuellen Ausdrucksformen im 16. und 17. Jahrhundert untersucht, so etwa in Gestalt des Leviathan und Behemoth (Beitrag von Rüdiger Voigt). Zum anderen geht es um Fremd‑ und Selbstwahrnehmungen des Staates in verschiedenen kulturellen Kontexten, etwa um das Staatsbild der RAF, um muslimische Staatskonzepte oder das französische Konzept des religionsneutralen Staates. Insgesamt zeigt der auf eine Tagung des Arbeitskreises Politik und Kultur der DVPW im Oktober 2011 an der TU München zurückgehende Band, wie vielschichtig, voraussetzungs‑ und bedeutungsvoll Vorstellungen und Konzepte des Staates sind.
{AR}
Rubrizierung: 2.215.412.3315.33.32.372.232.612.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Markus Kink / Janine Ziegler (Hrsg.): Staatsansichten – Staatsvisionen. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38660-staatsansichten--staatsvisionen_42763, veröffentlicht am 23.07.2015. Buch-Nr.: 42763 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken