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Robert Kriechbaumer

"... ständiger Verdruss und viele Verletzungen." Die Regierung Klima/Schüssel und die Bildung der ÖVP-FPÖ-Regierung. Österreich 1997-2000

Wien/Köln/Weimar: Böhlau Verlag 2014 (Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg 47); 432 S.; 49,- €; ISBN 978-3-205-79570-4
Blickt man oberflächlich auf die österreichischen Regierungskonstellationen, so hielten sie lange Zeit kaum Überraschungen bereit: Über zwei Jahrzehnte gab es stets ÖVP‑SPÖ‑Regierungen, anschließend regierten entweder ÖVP oder aber SPÖ sogar allein, schließlich koalierten wieder die sozialdemokratische und die bürgerlich‑konservative Partei. 2000 kam es jedoch zu einer Zäsur: die Österreichische Volkspartei und die Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) übernahmen Regierungsverantwortung und überließen damit der SPÖ, die die meisten Wähler_innenstimmen gewonnen hatte, die Oppositionsrolle. „Die vorliegende Untersuchung unternimmt den Versuch, aus einer – wenn auch noch geringen – zeitlichen Distanz einen analytischen Blick auf die österreichische Politik der Jahre 1997 bis 2000 zu werfen“ (16). Damit macht es sich Robert Kriechbaumer zur Aufgabe, jene Entwicklungen und Umstände nachzuzeichnen, die ein österreichisches Novum entstehen ließen. Wie der einem Zeitungsartikel entnommene Titel bereits verrät, arbeitete die zwischen 1997 und 2000 bestehende SPÖ‑ÖVP‑Regierung unter Bundeskanzler Viktor Klima und Vizekanzler Wolfgang Schüssel nicht immer zielorientiert und vertrauensvoll. Die sich bereits vor 1997 anbahnenden Diskrepanzen sind, wie Kriechbaumer in seiner luzide gearbeiteten Analyse herausstellt, unter anderem auf die politische Erstarrung der SPÖ, zunehmende Haushaltsprobleme sowie eine geschickt von der SPÖ initiierte Kampagne, die die FPÖ unter Jörg Haider unter Faschismusverdacht stellte und damit die ÖVP an sich band, zurückzuführen. Die Spannungen zwischen SPÖ und ÖVP schienen sich durch den personellen Wechsel von Franz Vranitzky zu Viktor Klima zu entschärfen, jedoch währte dieser Zustand nur kurz: Kriechbaumer macht unter anderem den Verkauf der Creditanstalt Bankverein, unterschiedliche Positionen in Fragen der Pensions‑, Familien‑ und Sicherheitspolitik, aber auch die programmatische Neuausrichtung der FPÖ sowie den parlamentarischen Einzug der Grünen als wichtige Wegmarken aus. Mit seinem neuen Buch knüpft er an bereits vorgelegte Parteianalysen an.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.42.222.232.263 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Robert Kriechbaumer: "... ständiger Verdruss und viele Verletzungen." Wien/Köln/Weimar: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37803--staendiger-verdruss-und-viele-verletzungen_45942, veröffentlicht am 20.11.2014. Buch-Nr.: 45942 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken