Die Globalisierung bedingt ein interessantes Paradoxon: Während die Komplexität in den internationalen Beziehungen zunimmt, wächst zugleich die Unsicherheit, die von eben diesen Beziehungen ausgeht. Wenn die Staaten entlang der bereits von Huntington prognostizierten Bruchlinien immer neue Konfliktpotenziale identifizieren, wird die Stabilität sozialer Beziehungen verhandelbar, schwindet die Gewissheit des Rechts und wird das Vertrauen in das etablierte Konfliktlösungsmodell Staat fragil. Soweit die Ausgangslage, die von den Herausgeber_innen angesichts der globalen Risikogesellschaft auf die Frage nach der Leistbarkeit von absoluter Sicherheit zugespitzt wird. Die Grundlage für den Band liefern zwei Tagungen aus dem Jahr 2011, die auf das Exzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“ (Konstanz) zurückgehen. Im Mittelpunkt der Betrachtungen steht die Frage, ob der durch die Globalisierung steigende Flexibilitätsdruck den Staat als alleiniges Referenzmodell des Rechts obsolet werden lässt. Eine Reihe von Indikatoren, so die Herausgeber_innen, deuten an, dass das Beziehungsgefüge zwischen Staat und Gesellschaft neu justiert werden muss. Deutlich wird das dort, wo es um die Fähigkeit des Staates zur fallbezogenen Problemlösung geht. Daher fokussieren die hier orchestrierten Beiträge auf jene Grenzbereiche, in denen der klassische Staat nicht mehr Herr des Verfahrens ist, sondern durch Allianzen mit Dritten (Private, NGOs, Unternehmen, Staaten) sein Verwaltungshandeln legitimiert. Während sich etwa Oriol Mir (Barcelona) auf den Biotec‑Sektor konzentriert, arbeitet Lourdes de la Torre Martinez (Jaén) anschaulich die multilateralen Kooperationen von nationalen (!) Aufsichtsbehörden heraus. Weitere Themen sind die Glaubwürdigkeit privater Expertenorganisationen (Gabriel D. Pascual, Valencia), die Regulierung des Luftverkehrs (Francisco B. L Ópez‑Jurado, Navarra) oder die Wechselwirkung zwischen dem Staat und privaten Akteuren (Javier Barnas, Huelva). Da dieser Band bewusst offen gehalten ist, lädt er gelungen zur Diskussion und zur genaueren Betrachtung ein.