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Charlotte Dröll

Südafrikas Suche nach einer neuen Seele. Vom Rassismus zur spirituellen Ethik des Afrikanischen Humanismus

Marburg: Tectum Verlag 2011 (Geschichtswissenschaft 13); 96 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-8288-2584-0
Der Übergang vom rassistischen Apartheidsystem zu einem demokratischen Südafrika gelang ohne erbitterte Bürgerkriege, sondern weitgehend friedlich auf der Grundlage von Verhandlungen. Die Autorin fragt nach den Gründen für diesen häufig als „ausgehandelte Revolution“ (25) bezeichneten Umbruch. Eingeleitet von einem kurzen Abschnitt zur Geschichte der Apartheid zeichnet Dröll den Prozess der politischen und gesellschaftlichen Transformation von der Freilassung Nelson Mandelas im Jahr 1990 bis zum Ende der zweiten Legislaturperiode unter Thabo Mbeki im Jahr 2004 nach. Sie beschreibt zunächst den schwierigen Weg der Versöhnung und des Aufbaus einer nationalen Identität unter Nelson Mandela und dessen multikulturalistisches Konzept der Regenbogennation, skizziert die Eckpunkte der Verfassung, geht kurz auf die Wahrheits- und Versöhnungskommission sowie die eingeleiteten wirtschaftspolitischen Maßnahmen zum Abbau der sozialen Ungleichheit ein. „Obwohl die fortschrittliche südafrikanische Verfassung allein als solche identitätsstiftend gewirkt hat und sie einen starken integrativen und multikulturalistischen Ansatz vertritt, schien sich der Traum eines vereinten und versöhnten Südafrikas nicht verwirklichen zu wollen“ (55), schreibt Dröll. Gründe hierfür seien die kollektive Verweigerung der Weißen, für die Vergangenheit einzustehen, sowie die andauernde ökonomische Benachteiligung der Schwarzen. Unter schwarzen Intellektuellen sei die Rhetorik der Versöhnung und des Pluralismus abgelöst worden von der Idee der Afrikanischen Renaissance, die sich auf humanistische und kulturelle Ideale der vorkolonialen Vergangenheit afrikanischer Völker gründet. Dröll legt in einem weiteren Kapitel dar, wie diese neue Identitätsdefinition ab 1997 unter der Federführung Mbekiks zur „Schlüsselkomponente“ (62) der Regierungspolitik wurde. Den Kern der Afrikanischen Renaissance bildet die indigene Philosophie des Ubuntu, ein auf universellen Werten wie Harmonie, Gerechtigkeit und Reziprozität basierendes Gesellschaftsverständnis. Auf eben diesen kulturellen Faktor führt die Autorin die friedliche Transformation Südafrikas zurück: „Das afrikanische Ubuntu war die Quelle der Versöhnung in einem Land, das wie kein anderes als Paradebeispiel für die Missachtung elementarer Menschenrechte und rassistischer Arroganz […] galt.“ (86)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.23 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Charlotte Dröll: Südafrikas Suche nach einer neuen Seele. Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33881-suedafrikas-suche-nach-einer-neuen-seele_40599, veröffentlicht am 27.10.2011. Buch-Nr.: 40599 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken