Welche theoretischen Konzepte des Systemwettbewerbs gibt es, wie ist der Stand der theoretischen Diskussion? Wie läßt sich der Systemwettbewerb konkret beschreiben und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Möglicheiten der wirtschaftspolitischen Steuerung des Wandels von Wirtschaftssystemen? Mit diesen Fragen wollen die Autoren und Herausgeber verdeutlichen, daß der Systemwettbewerb sowohl für die Theorie als auch für die Wirtschaftspolitik eine Herausforderung darstellt. Systemwettbewerb wird dabei eingangs als Prozeß definiert, in dessen Verlauf Unterschiede institutioneller Arrangements die Allokation mobiler Produktionsfaktoren beeinflussen, wodurch wiederum die Anbieter institutioneller Infrastruktur zueinander in Konkurrenzbeziehungen geraten (7). Der Aufsatz von Streit und Kiwit bietet einen Überblick über den Stand der theoretischen Diskussion. Im dritten Aufsatz werden zwei Schwerpunkte einer marktprozeßtheoretischen Sicht des Systemwettbewerbs (die Bedeutung wettbewerblicher Lernprozesse und erlaubter Handlungsmöglichkeiten) vertieft. Mussler und Winkler nehmen sich in ihren Beiträgen am Beispiel der Europäischen Union der Empirie von Prozessen des Systemwettbewerbs an. Der sechste Beitrag stellt die interdependenten Teilprozesse des Systemwettbewerbs am Beispiel der Schweiz dar. Annette und Uwe Mummert untersuchen, ob Systemwettbewerbstheorien und empirische Erfahrungen mit dem Systemwettbewerb in entwickelten Ländern auch auf Entwicklungsländer übertragbar sind. Abschließend analysiert Volckart Systemwettbewerb aus der Sicht theoriegeleiteter Wirtschaftsgeschichte. Den Herausgebern zufolge zeigen die gesammelten Beiträge, "welch vielfältige empirische Anwendungsgebiete einer Untersuchung unter den Vorzeichen einer Theorie des Systemwettbewerbs offen stehen" (10), welche Herausforderungen dieser Theorie noch bevorstehen, wo sich weitere theoretische und empirische Untersuchungen aufdrängen und welche Herausforderungen an die Politik bestehen. Die Herausforderung an die Theorie bestehe etwa darin, für die Teilprozesse und deren Zusammenwirken im Prozeß des Systemwettbewerbs überzeugende Theorien erst noch zu entwickeln. Hierbei schlagen die Herausgeber vor, Theorien ökonomischen und politischen Wettbewerbs zu integrieren (8). Für die Politik gilt, den Systemwettbewerb nicht nur als Beschränkung politischer Handlungsmöglichkeiten zu beklagen, sondern als Chance für politisches Unternehmertum zu erkennen und als Ordnung einer freien Gesellschaft zu gestalten (9). Inhalt: Manfred E. Streit / Michael Wohlgemuth: Einleitung: Systemwettbewerb als Herauforderung an Politik und Theorie (7-11); Manfred E. Streit / Daniel Kiwit: Zur Theorie des Systemwettbewerbs (13-48); Michael Wohlgemuth: Systemwettbewerb als Entdeckungsverfahren (49-70); Werner Mussler: Systemwettbewerb als Integrationsstrategie der Europäischen Union (71-102); Tobias Winkler: Die gegenseitige Anerkennung – Achillesferse des Regulierungswettbewerbs (103-121); Ivan Baron Adamovich / Michael Wohlgemuth: "Exit" und "voice" im Systemwettbewerb: Das Zusammenwirken von Föderalismus und direkter Demokratie in der Schweiz (123-149); Annette Mummert / Uwe Mummert: Entwicklungsländer im Systemwettbewerb (151-179); Oliver Volckart: Systemwettbewerb als historisches Phänomen: Das Beispiel Deutschlands vom 10. bis 18. Jahrhundert (181-209).