15 Jahre Deutsche Einheit. Was ist geworden?
Der Band enthält neun ausgearbeitete und um Fußnoten ergänzte Beiträge zu einer Vorlesungsreihe, die zwischen November 2005 und April 2006 vom Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung an der TU Dresden veranstaltet wurde. Inhaltlich liegen die Schwerpunkte auf politikwissenschaftlichen und historischen Fragestellungen, wobei durchweg ein differenziertes Bild des Vereinigungsprozesses und der heutigen Situation gezeichnet wird. Behandelt werden u. a. folgende Themen: die Rolle der christlichen Kirchen in der DDR und im Vereinigungsprozess, die polnische Sicht auf die deutsche Wiedervereinigung, die Implementation föderaler Strukturen in Ostdeutschland sowie die Restrukturierung innerhalb der ostdeutschen Hochschullandschaft. Aus politikwissenschaftlicher Sicht sind vor allem die Beiträge von Besier („Das Ost-West-Verhältnis in Deutschland“) und Backes („Probleme der Demokratiekonsolidierung im östlichen Deutschland“) interessant. Das Urteil über die Qualität der „inneren Einheit“ und politischen Kultur des vereinigten Deutschlands fällt dabei eher kritisch aus. So konstatiert Besier eine „abnehmende Resistenz gegen extreme politische Positionen, die im östlichen Deutschland deutlicher zutage tritt als im westlichen“ (37). Auch Backes erkennt Defizite bei der „umfassenden Verankerung demokratischer Spielregeln und Werte“ (54) in Ostdeutschland. Im Vergleich zu anderen ostmitteleuropäischen Staaten weise Ostdeutschland jedoch „ein hohes Maß an Demokratiekonsolidierung auf“ (54), so Backes.