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Barbara Rendtorff / Birgit Riegraf / Claudia Mahs (Hrsg.)

40 Jahre Feministische Debatten. Resümee und Ausblick

Weinheim/Basel: Beltz Juventa 2014; 228 S.; brosch., 24,95 €; ISBN 978-3-7799-2931-4
Unbestritten hat die feministische Bewegung, die sich in Deutschland in den 1970er‑Jahren konsolidiert hat, mit ihren Themen, Debatten und Forderungen die Gesellschaft maßgeblich beeinflusst und deren Modernisierung mitgestaltet. Wenn heutzutage Feminismus wieder als Thema verstärkt auftritt, wird dieser „wahlweise verteidigt, für überholt, für tot und erledigt erklärt oder ein neuer, qualitativ anderer Feminismus wird entdeckt oder zumindest gefordert“, schreiben die Herausgeberinnen und sehen sich „in dieser widersprüchlichen Gemengelage“ (7) zu einer Bestandsaufnahme der vergangenen 40 Jahre aufgefordert. Was ist aus den alten Kontroversen geworden, wie haben sich die seinerzeit angestoßenen Debatten weiterentwickelt, welche Themen sind verschwunden, welche neuen Problemstellungen werden thematisiert? Diese Fragen werden am Beispiel der vier Bereiche Gewalt, Arbeit, Gerechtigkeit sowie des Verhältnisses von feministischer Theorie und Bewegung erörtert. Dabei wird die jeweilige Materie zunächst in den historischen Kontext eingeordnet, dann die Entwicklung der Debatte in ihren einzelnen Ausformungen nachgezeichnet und drittens das Thema unter einem speziellen oder aktuellen Aspekt behandelt. Beispielsweise zeigt Margrit Brückner auf, dass die verschiedenen Formen von geschlechtsbezogener Gewalt die Öffentlichkeit in „Wellenbewegungen von Thematisierung und Ignorierung, von Skandalisierung und Normalisierung“ (62) erreichten. Während die sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz unter einem weitgehend geschlechtsunspezifischen Mobbing miterfasst wird, ist der Aspekt der häuslichen Gewalt Gegenstand zahlreicher Kampagnen, Forschungen und politischer Projekte geworden. Brückner erklärt, dass die starke Institutionalisierung sowohl zu erfolgreichen Kooperationen als auch zu neuen Spannungen und Parteinahmen geführt hat. Im Themenbereich „Arbeit“ verknüpfen Julia Lepperhoff und Alexandra Scheele die beiden eng miteinander verwobenen, aber zumeist getrennt betrachteten Bereiche Wirtschafts‑ beziehungsweise Finanzmarktkrise und Reproduktionsökonomie, indem sie beide Gegenstände „einer geschlechterkritischen Inspektion“ (118) unterziehen und auf deren Interdependenzen aufmerksam machen. Damit demonstrieren sie zugleich die Stärke der feministischen Forschung, mit einem solcherart vervollkommneten, ganzheitlichen Blick auf Gesellschaft, Ökonomie und Geschlecht zur Kritik und zur Erweiterung bestehender Analysen und Theorien beizutragen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.365.42 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Barbara Rendtorff / Birgit Riegraf / Claudia Mahs (Hrsg.): 40 Jahre Feministische Debatten. Weinheim/Basel: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37085-40-jahre-feministische-debatten_45337, veröffentlicht am 15.05.2014. Buch-Nr.: 45337 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken