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Bacharuddin Jusuf Habibie

517 Tage. Indonesien: Geburt einer Demokratie

München: Herbert Utz Verlag 2009; 416 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-8316-0888-1
Angesichts von Massenprotesten und wirtschaftlichen Schwierigkeiten trat der langjährige, einst nach einem Militärputsch an die Macht gekommene indonesische Präsident Suharto im Mai 1998 zurück und bestimmte seinen Stellvertreter Habibie zum Nachfolger. Habibie war zuvor zwanzig Jahre lang Minister für Forschung und Technologie gewesen, hatte in Deutschland studiert und promoviert und war vor seiner Rückkehr in sein Heimatland in leitender Position in der Flugzeugindustrie tätig. In Indonesien galt er als Vertrauter Suhartos, nach dessen Rücktritt wurde auch er heftig kritisiert und sein Reformwille angezweifelt. Habibie verschweigt in seinen Erinnerungen diese Kritik keinesfalls und so geht es ihm vor allem darum, seine Motive und politischen Erfolge als Präsident in der Zeit des demokratischen Wandels darzustellen. Übersetzt wurden diese politischen Memoiren vom ehemaligen deutschen Botschafter in Jakarta, Heinrich Seemann. Nach einer kurzen Einführung in das politische System würdigt Seemann einleitend, dass Habibie nach dem Ende der Suharto-Ära in knapp 17 Monaten „nicht nur die verfassungsmäßigen und gesetzlichen Strukturen für die neue indonesische Demokratie geschaffen, sondern auch die Bedingungen für das Funktionieren einer sozialen Marktwirtschaft gelegt und das Land außerdem noch von der leidig gewordenen Erbschaft Osttimors befreit“ (23) hat. Habibie selbst erscheint in seinen Erinnerungen als nüchterner Analytiker, der – ohne sich von Suharto zu distanzieren – die historische Chance ergreift, sein Land in die Demokratie zu führen. Er betont, sich dabei am deutschen Vorbild orientiert zu haben und bedankt sich für die Hilfe – etwa bei Josef Ackermann, dem Chef der Deutschen Bank, bei Helmut Schlesinger, dem früheren Präsident der Deutschen Bundesbank, sowie bei Wolfgang Kartte. Der frühere Präsident des Bundeskartellamtes habe die Grundideen der sozialen Marktwirtschaft vermittelt. Insgesamt bietet Habibie eine sehr persönliche Innenansicht des demokratischen Umbruchs in Indonesien, der in freie Wahlen mündete.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.1 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Bacharuddin Jusuf Habibie: 517 Tage. München: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32832-517-tage_39212, veröffentlicht am 30.11.2010. Buch-Nr.: 39212 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken