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Igor Primoratz / Daniel Meßelken (Hrsg.)

Terrorismus. Philosophische und politikwissenschaftliche Essays

Paderborn: mentis Verlag 2011; 227 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-89785-413-0
Kann man den Terrorismus wirklich legitimieren? Es gibt Wissenschaftler, die diese Frage positiv beantworten, beispielsweise einige der Autoren in diesem Sammelband. Terrorakte müssten in Erwägung gezogen werden, wenn es beispielsweise um das „Bomben-Attentat auf Hitler im Juli 1944 geht“ (102), schreibt Virginia Held. Im Falle eines Massenmörders wie Hitler mag man sogar fragen, warum erst im Juli 1944. Aber sie geht weiter und relativiert jede Form von terroristischer Gewalt. Held ist der Ansicht, dass „es moralisch gerechtfertigt sein kann, einige Rechte zu verletzen, um dadurch eine wirkungsvolle Achtung für andere Rechte zu erreichen“ (110). Sie will Menschenrechte mit terroristischer Gewalt herbeizwingen. Ihre Argumente werden zynisch, gar unmoralisch, wenn sie schließlich auf den palästinensischen Terror zu sprechen kommt, den sie mit dem Argument legitimiert, dass dieser „die Menschenrechte beider Gruppen“, der Israelis und der Palästinenser, schließlich durchsetzen könne. Für Al-Kaida aber hat sie kein Verständnis. Hier zeigt sich, wie wenig sich die Terrorismusexpertin Held tatsächlich mit islamistischen Bewegungen auskennt. Igor Primoratz relativiert ebenfalls die Verurteilung des politisch begründeten individuellen Mordens, indem er „politische Attentate“ (129) von Terrorismus unterscheidet. Diejenigen, die politische Gewalt ausüben, betrachteten ihre Handlung als „Kriegshandlung“. Für Primoratz ist der Terrorismus zwar falsch, aber nicht „absolut falsch“. Er schreibt: „Die richtige Antwort auf die Frage nach der moralischen Rechtfertigbarkeit des Terrorismus ist meines Erachtens, dass er fast absolut falsch ist.“ (141) Georg Meggle bezeichnet zwar den Kampf gegen den Terrorismus als legitim, ist aber nicht vom „derzeitigen Krieg gegen Afghanistan“ (40) überzeugt. Bei der Lektüre dieses Bandes entsteht der Eindruck, dass es zwar wichtig ist, zwischen verschiedenen Formen der politischen Gewalt zu unterscheiden. Dennoch sollte der individuelle Mord, auch wenn dieser religiös oder politisch verbrämt wird, prinzipiell verurteilt werden. Das Augenmerk sollte darauf gerichtet werden, welche Institutionen wir brauchen, um mehr soziale Gerechtigkeit herzustellen. Dieser Aspekt wird von einigen Autoren ausgespart.
Wahied Wahdat-Hagh (WWH)
Dr., Dipl.-Soziologe und Dipl.-Politologe.
Rubrizierung: 2.25 | 4.42 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Wahied Wahdat-Hagh, Rezension zu: Igor Primoratz / Daniel Meßelken (Hrsg.): Terrorismus. Paderborn: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33399-terrorismus_39958, veröffentlicht am 20.10.2011. Buch-Nr.: 39958 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken