Sozialwiss. Diss. Konstanz; Gutachter: V. Schneider, C. Knill. – Tenbücken versteht den Begriff der „regulativen Reform“ als einen Prozess, der die Transformation von den staatsmonopolistischen Regimen der 60er- und 70er-Jahre zu neuen privaten Wettbewerbsregimen umfasst. Am Beispiel des Telekommunikations- und Elektrizitätssektors vergleicht er die Privatisierungs-, Liberalisierungs- und Regulierungsmaßnahmen in netzgebundenen Infrastrukturen in den 25 EU-Mitgliedstaaten. Mithilfe von Zeitreihendaten analysiert er die Intensität des Staatsrückzuges von 1980 bis 2003. Für die 15 alten EU-Mitglieder stellt er tatsächlich einen Rückzug des Staates fest, nicht jedoch für die neu beigetretenen mittel- und osteuropäischen Länder (MOEL). Dort „liegen die Entwicklungen im Telekommunikations- und im Elektrizitätssektor zu weit auseinander“ (5). Weiterhin untersucht Tenbücken, ob sich europaweit ähnliche bzw. identische Regime in den 25 EU-Staaten herausgebildet haben. Seine Analyse zeigt, dass die Regimeähnlichkeit unter den bisherigen Mitgliedstaaten größer ist und die Reformprozesse auch weiter fortgeschritten sind als unter den MOEL. Schließlich wird am Beispiel von Ungarn und Slowenien nach den Faktoren für die Regimeunterschiede zwischen den neuen Mitgliedstaaten gefragt. Erst durch den Einbezug von Variablen auf der nationalen Ebene lassen sich die Hintergründe dieser Unterschiede hinreichend beleuchten, so der Autor. Hierzu zählen etwa das institutionelle Umfeld für Reformen, das Parteiensystem und die Parteiideologie oder die Stellung der Gewerkschaften. Dieser Vergleich verdeutlicht, dass nationale Faktoren zu berücksichtigen sind, um einen vollständigen Blick auf die Ergebnisse regulativer Reform zu erhalten. Exogene Faktoren stellen „notwendige, aber keinesfalls hinreichende Elemente einer Erklärung von Regimediversifizierung“ (6) dar.