Umverteilung oder Anerkennung? Eine politisch-philosophische Kontroverse. Übersetzung der englischen Originaltexte von Nancy Fraser durch Burkhardt Wolf
Mit dem Ausdruck „post-sozialistische Situation" hat Fraser das Dilemma heutiger gesellschaftskritischer Positionen als Trennung des Sozialen und des Kulturellen beschrieben, demzufolge eine „soziale" Linke an dem Postulat der Umverteilung festhalte, eine „kulturelle Linke" demgegenüber eine differenzsensible Politik der Anerkennung verfolge. Vor diesem Hintergrund ist die Auseinandersetzung zwischen Fraser, die an der New School University in New York lehrt, und Axel Honneth, Professor für Philosophie in Frankfurt, außerordentlich anregend. Denn beide gehen davon aus, dass ein angemessener Begriff von Gerechtigkeit heute sowohl Belange berücksichtigen muss, die sich in Verteilungskonflikten äußern als auch solche, die Anerkennungskonflikten zugrunde liegen (8). Erhebliche Unterschiede zwischen beiden bestehen jedoch hinsichtlich der Frage, ob Anerkennung - als übergreifender Moralbegriff konzeptualisiert - die Grundlage für Umverteilungsziele bilde (so Honneth) oder ob - wie Fraser argumentiert - Anerkennung und Umverteilung als nicht aufeinander reduzierbare Dimensionen von Gerechtigkeit begriffen werden sollten.
Inhalt: Nancy Fraser: Soziale Gerechtigkeit im Zeitalter der Identitätspolitik. Umverteilung, Anerkennung und Beteiligung (13-128); Axel Honneth: Umverteilung als Anerkennung. Eine Erwiderung auf Nancy Fraser (129-224); Nancy Fraser: Anerkennung bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Eine Erwiderung auf Axel Honneth (225-270); Axel Honneth: Die Pointe der Anerkennung. Eine Entgegnung auf die Entgegnung (271-305).