
Unfriedliche Religionen? Das politische Gewalt- und Konfliktpotenzial von Religionen
Weltweit nimmt die Bedeutung religiöser Überzeugungen als „Motivationen politischen Handelns“ (9) zu. In der sozialwissenschaftlichen Diskussion sind vor allem die Konzepte der politischen Theologie nach Carl Schmitt, der politischen Religion nach Eric Voegelin und der Zivilreligion nach Robert N. Bellah zentral. Zudem wird der Begriff der politisierten Religion verwendet, welcher in gewisser Weise einen Paradigmenwechsel bezeichnet, der sich in der Erforschung der „politischen und sozialen Bedeutung von Religionen“ abzeichnet: „Das Stabilisierungs- und Integrationsparadigma wird erkennbar um ein Gewalt- und Konfliktparadigma ergänzt“ (11). Religionen befinden sich also im Spannungsfeld zwischen Gewalt und Versöhnung und zwischen Toleranz und Fanatismus. Sie können sowohl Katalysator für Destabilisierung und Desintegration als auch für Integration und Befriedung sein. Die Aufsatzautoren beschäftigen sich anhand von Analysen ethnisch-religiöser Bürgerkriege und internationaler Konflikte mit den unterschiedlichen Dimensionen und Ebenen, auf denen Religionen Einfluss auf politische Entscheidungen und Entwicklungen nehmen können. Auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage, „wann und wie die Ambivalenz des Sakralen in die eine oder andere Richtung umschlägt“ (12), berücksichtigen sie sowohl endogene als auch exogene Faktoren: einerseits die Vielfältigkeit von Religionen und politischen Theologien, andererseits die sozialen, ökonomischen und politischen Erfahrungswelten der Betroffenen. Dieser dritte Band des Arbeitskreises „Politik und Religion“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft enthält die Vorträge einer Konferenz, die 2003 in Bensberg stattfand.