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Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU) (Hrsg.)

Unternehmen Wilhelmsburg. Stadtentwicklung im Zeichen von IBA und igs

Berlin/Hamburg: Assoziation A 2013; 110 S.; 9,80 €; ISBN 978-3-86241-426-0
Der Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU) entstand 2006 als Reaktion auf die sich abzeichnenden Veränderungen, die das (teilweise anonyme) Autoren‑Konglomerat als „umfassende Ökonomisierung städtischer Aufgaben“, „die Inwertsetzung öffentlicher Räume“ und als „aggressives und […] surreales Stadtmarketing“ (7) bezeichnet. Mit dieser Essay‑Sammlung wird eine kritische Analyse der lokalen Stadtentwicklungsprozesse und der sozialen sowie ökologischen Auswirkungen der Internationalen Bauausstellung (IBA) und der Internationalen Gartenschau (igs) im Stadtteil Wilhelmsburg im Süden Hamburgs angekündigt. Insbesondere die IBA stelle einen zentralen Teil des städtebaulichen Gesamtkonzepts der Hansestadt als wachsende Stadt dar, heißt es, die mit dem Projekt den sogenannten Sprung über die Elbe vollziehen wolle. Die Autoren des Bandes prangern dementgegen in erster Linie Hamburgs „systematisches Standortmarketing“ und die „neoliberale Stadtentwicklungspolitik“ (13) an. Das Stichwort der Gentrifizierung zieht sich als roter Faden durch die Beiträge. Diese vollziehe sich, so Peter Birke, als „soziale Praxis“, zu der das „Sichtbarmachen einer erwünschten Lebensweise und Haltung“ gehöre und der ein Negativ‑Ort, der als „gefährlich“ und „wild“ (23) skizziert werde, gegenüberstehe. Die Konflikte, die durch IBA und igs entstanden seien, ordnen Gatermann/Habermann in einen historisch gewachsenen sozialen Kontext des Stadtteils ein. Eine migrantisch geprägte Bevölkerung, die geografisch bedingte Insel‑ und Peripherielage sowie die (sozial)politische Vernachlässigung tragen ihrer Ansicht nach zum Bild von Wilhelmsburg als einen Problemstadtteil bei, den es mit einer neuen Stadtentwicklungspolitik und den genannten Projekten aufzuwerten gelte. Die igs als „Zwillingsschwester“ der IBA kommt dabei ebenso schlecht weg. Der Autor M. N. behauptet, dass Kleingärtner vertrieben und „teils kräftig zugewachsene[.] Biotope[.]“ (46) zerstört worden seien, zudem kritisiert er die „sexy Aufwertungen“ (50). Bemängelt werden weiterhin der Entzug öffentlicher Flächen und eine mangelhafte Bürgerbeteiligung (dazu vor allem: Prondzinski). Wilhelmsburg, für das neue Bevölkerungsgruppen angesprochen werden – „jung, deutsch, gebildet“ (88) –, bleibt aus Sicht des AKU als ein tief gespaltener Stadtteil mit ungewisser Zukunft zurück.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.325 | 2.343 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Arbeitskreis Umstrukturierung Wilhelmsburg (AKU) (Hrsg.): Unternehmen Wilhelmsburg. Berlin/Hamburg: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36203-unternehmen-wilhelmsburg_44298, veröffentlicht am 19.09.2013. Buch-Nr.: 44298 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken