Politikwiss. Diss. Bremen; Gutachter: U. Liebert, J. Schild. – Wie erfolgreich agierten die deutschen Länder im Europäischen Konvent, der über die – ursprünglich geplante – Europäische Verfassung (heute: Vertrag von Lissabon) beriet? Ein hochaktuelles Thema also, das im Rahmen des deutschen Föderalismus von großer Bedeutung ist. Allerdings geht es der Autorin, wie sie schon in der Einleitung deutlich macht, weniger darum festzustellen, welche Positionen die Länder im Konventsverfahren durchsetzen konnten. Vielmehr ist es ihr Ziel zu untersuchen, wie sich Akteure verhalten, die gewöhnlich in einem Zwangsverhandlungssystem aufeinandertreffen, nun aber mit einer Situation gelöster oder gelockerter „ties“ konfrontiert werden. Als eine solche werden die Interaktionen zwischen Bundesregierung, Parlamentariern des Bundestages und Ländervertretern im Konvent zur Zukunft der Europäischen Union von Wolff betrachtet. Politics sind also der Untersuchungsschwerpunkt der Autorin, weniger Policy. Insofern ist diese Arbeit ausgesprochen theorielastig, was allerdings keineswegs nachteilig ist, im Gegenteil: Aufgrund ihrer Nähe zu den Entscheidungsträgern gelingt es Wolff überzeugend, die „black box“ der Verhandlungen zwischen den genannten Akteuren zu erhellen. Der spieltheoretisch Versierte und vor allem mit der Scharpf’schen Theorie der Politikverflechtung Vertraute bekommt also ein anschauliches und akribisch analysiertes Beispiel für eine Mehrebenenverflechtung präsentiert, deren Akteure in einem neuen Umfeld aufeinandertreffen.