Vom Glanz und Elend der Parteien. Struktur- und Funktionswandel des österreichischen Parteiensystems
Pelinka zeichnet die Geschichte der österreichischen Parteien und des Parteiensystems in der Zweiten Republik nach und analysiert diese vor allem unter dem Aspekt des Struktur- und Funktionswandels. Er beginnt mit der spezifischen Position der österreichischen Parteien nach 1945, ihrem hohen Organisationsgrad und ihrer Bedeutung für weit über das politische System hinausgehende Bereiche, die zu einer „Überfunktion des Parteienstaates“ (29) in Österreich geführt hätten. Die beiden dominierenden Parteien, Volkspartei und Sozialdemokraten, hätten jahrelang die Macht unter sich aufgeteilt und sich über das Konstrukt der Sozialpartnerschaft auch in Zeiten der Alleinregierungen gegenseitig eingebunden. Dennoch seien sie nie bestrebt gewesen, über ein Mehrheitswahlrecht ein Zweiparteiensystem herzustellen. Seit Beginn der 80er-Jahre zeichne sich jedoch ein Strukturwandel der Parteien ab, der sich im Funktionsverlust, dem Organisationsgrad und der Wählerbindung der Parteien zeige. Damit einher gehe die Auflösung der drei politisch-weltanschaulichen Lager, die sich in der Etablierung der Grünen und dem rasanten Aufschwung der FPÖ gezeigt hätte. So stellt Pelinka eine „Verwestlichung“ des österreichischen Parteiensystems fest, die er letztlich für eine „Entaustrifizierung“ (89) hält, da sie lediglich die österreichische Sonderstellung beseitige und eine Annäherung an andere westliche Demokratien belege.