2011 wurde in vielen Orten in Japan und Deutschland das 150‑jährige Jubiläum der japanisch‑deutschen Freundschaft gefeiert, die 1861 mit der Unterzeichnung des zwischen Japan und Preußen abgeschlossenen Freundschafts‑ und Handelsvertrages begann. Elf Vorträge des Jubiläumsprogramms wurden vom Japanischen Kulturinstitut Köln ausgewählt, die nun in diesem Sammelband dokumentiert werden. In drei Beiträgen geht es um die Finanzen, in einem befasst sich der Präsident der Japanischen Zentralbank Masaaki Shirakawa mit dem internationalen Finanzsystem und mit der Krise des Euros und erläutert, welche Maßnahmen die Zentralbanken gegen die globale Finanzkrise ergriffen haben. Dabei blickt er auf die Situation gleich nach dem Platzen der japanischen Seifenblasenwirtschaft zurück und betont die Rolle von Regierung, Zentralbank und Finanzpolitik. Dass Shirakawa unmittelbar nach der Erdbebenkatastrophe „angemessen handelte“, indem er eine „Notfallmaßnahme zur Lockerung der Geldpolitik in Ostjapan traf“ (8), hebt Kazuaki Tezuka im Vorwort hervor. Im Blickpunkt eines weiteren Themenbereichs standen die Probleme, die aus dem Geburtenrückgang und der alternden Gesellschaft resultieren – Herausforderungen, denen sowohl Japan als auch die Bundesrepublik zu begegnen haben. So analysiert Ulrich Becker die Reformen der Kranken‑ und Pflegeversicherung, die im Zuge des Geburtenrückgangs durchgeführt wurden und Axel Börsch‑Supan zeigt auf, welche Probleme sich für die Rentenpolitik angesichts der demografischen Entwicklung ergeben. Den gegenwärtigen japanischen Reformen im Bereich der sozialen Sicherheit lagen, wie Tezuka einleitend schreibt, die gleichen Beweggründe wie in Deutschland zugrunde. Seiner Meinung nach markiert das 150‑jährige Jubiläum den Beginn der fünften Epoche der japanisch‑deutschen Beziehungen, die nach dem „Großen Ostjapanischen Erdbeben am 11. März 2011 und dem Unfall am Atomkraftwerk Fukushima Dai‑ichi“ (12) mit der Hilfe Deutschlands für Japan begann. Es ist bedauerlich, dass sich in dieser Auswahl an Texten keiner zur Atomkatastrophe in Fukushima sowie zur Energiepolitik in beiden Ländern findet.