Das öffentliche Recht regelt die komplexen Beziehungen zwischen den Subjekten der öffentlichen Gewalt (Institutionen) und deren Adressaten (Bürgerschaft). Die sich daraus ergebende Rechtsordnung konfiguriert und charakterisiert die Funktionsweisen und Organe eines jeweiligen Staates. Sie ist damit zweifellos auch Teil der Polity, um einmal diesen Aspekt ins Spiel zu bringen. Umso spannender wird es, wenn Vergleiche zwischen Rechtsordnungen angestellt werden, die wie in diesem Fall auch noch unterschiedlichen kulturellen Traditionsverläufen verpflichtet sind. Von daher versprechen Jan Ziekow (Speyer) und Chien‑Liang Lee (Taipeh) nicht zu viel, wenn sie die Beiträge dieses Sammelbandes als Inspiration für die „Forschung in beiden Ländern“ (5) sehen. Es wird ein breiter Bogen gespannt, der von der Stadterneuerung über das Verhältnis zwischen Staat und Bürgerschaft und den sich daraus ergebenden Folgen für die innere Sicherheit und die Bürgerbeteiligung bei Großprojekten bis hin zum Themenkomplex der direkten Demokratie reicht. Die Vielfalt beeindruckt, gleichwohl wäre eine grundlegende Einführung in die Thematik Staatsverständnis hilfreich gewesen. Dass es hierzu im Rahmen des zugrunde liegenden Symposiums, das im Herbst 2013 in Speyer stattfand, umfangreiche und fruchtbare Diskussionen gegeben hat, ist leicht vorstellbar. Damit fehlt aber den Leser_innen ein Baustein, wenn es etwa in dem Beitrag von Markus Ogorek um solche zentrale Fragen wie die der inneren Sicherheit geht – Ogorek argumentiert, so ließe sich einwenden, auf der Basis eines kulturell kodifizierten Wertekodex westlicher Ausprägung. Dieses sich hier zeigende Spannungsfeld wird auch deutlich, wenn Nai‑Yi Sun die Gesundheitsreform in Taiwan thematisiert und dabei in ihrem Resümee die autoritären Strukturen eines Staates im Umbruch in den Fokus nimmt. Der Band soll und will Auftakt für weitere Forschungen sein. Das gelingt durchgehend. Von daher darf man gespannt sein, wie sich die von Ziekow und Lee angestoßene Diskussion weiter entwickelt.