Was steht in der Eurokrise wirklich auf dem Spiel, wenn man alle Finanzmarkt‑Rhetorik einmal beiseite lässt? Wenn der junge kroatische Philosoph Srećko Horvat, der weltbekannte Psychoanalytiker und Theoretiker Slavoj Žižek aus Slowenien und Alexis Tsipras, der Führer der griechischen Linkspartei, Recht behalten, geht es um nicht weniger als den Kern von Demokratie und Moderne als solche. In dieser kleinen Zusammenstellung einiger Zeitschriftenartikel und einer Handvoll bisher unveröffentlichter Texte analysieren sie die Tendenzen des globalen Kapitalismus und Möglichkeiten des Widerstands – und zwar aus der spezifischen Perspektive Ost‑ und Südeuropas. Žižek wägt in seinen Beiträgen das Gefährdungspotenzial der unterschiedlichen Kapitalismen der USA, Europas und Asiens gegeneinander ab. Seiner Schlussfolgerung nach liegt die welthistorische Konfliktlinie heute gar nicht mehr zwischen erster und dritter Welt. Vielmehr müsse sich die zweite Welt, also das gemäßigte Europa, darauf einstellen, sich in Zukunft gegen den autoritären Wahnsinn zu verteidigen, der in West und Ost gleichermaßen beheimatet sei: „Dschihad und McWorld sind zwei Seiten der gleichen Medaille“ (19). Mehr denn je komme es darauf an, auf demokratische Traditionen und Werte zu bestehen, um nicht von der Krise aufgerieben zu werden. Entsprechend deutliche Worte finden auch Horvat und Tsipras in ihrem Gespräch über die Aufgaben der europäischen Linken: „Europa wird entweder demokratisch und sozial sein, oder es wird aufhören zu existieren.“ (111) Überhaupt sind die beiden abgedruckten (Podiums‑)Diskussionen der Höhepunkt des Buches – und letzten Endes muss man den Positionen nicht einmal inhaltlich zustimmen, um Horvats und Žižeks Spekulationen über Mond‑Nazis, Gulag‑Witze, Soft‑Faschismus und den „Subkomöditanen Marcos“ (137) auch einen gewissen Unterhaltungswert abzugewinnen.