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Georg Waldner

William Jefferson Clinton. A People's President. Eine Leadership-Studie

Wien/Berlin: Lit 2013 (Politikwissenschaft 195); 316 S.; 39,90 €; ISBN 978-3-643-50504-0
Diss. Bonn; Begutachtung: I. Etzersdorfer, F. Decker. – Dem Autor ist an dem Nachweis gelegen, dass sich Clinton „wie kaum ein anderer US‑amerikanischer Präsident vor ihm persönlich in die Gestaltung der Politik, der Ausarbeitung von Gesetzen und außenpolitischen Initiativen einbrachte“ (19). Deshalb soll allein „die Person und Persönlichkeit des Leaders Bill Clinton“ (21) in den Mittelpunkt der Untersuchung gestellt werden. Ein theoretisch fundiertes Vorgehen ist damit nicht verbunden, wie sich im Verlauf der Studie zeigt. Bei dieser handelt es sich vielmehr um eine Auswertung von Literatur, die ausweislich des Verzeichnisses ihren Schwerpunkt kurz vor und nach der Jahrtausendwende hat. Literatur jüngeren Datums wurde praktisch nicht berücksichtigt, eigene Interviews wenigstens aus dem politischen Umfeld Clintons fehlen zudem vollends. Der Text ist gespickt mit Zitaten und bietet selten mehr als eine oberflächliche Betrachtung. So ist – um nur ein Beispiel aus dem knappen Kapitel über das politische System der USA zu nennen – der Abschnitt über die politische Elite und die Elitenrekrutierung kurz und sehr allgemein geraten; Clinton sind in diesem Zusammenhang einige Zeilen gewidmet, eine Auslotung seines Umfelds fehlt. Ebenso wenig erfreulich ist die Aufbereitung der Politikfelder, wobei immer wieder ein Auseinanderfallen der geschilderten Ereignisse und der Deutung durch den Autor nicht zu übersehen ist. Beispielsweise wird die gesamte US‑amerikanische Afrika‑Politik nur unter dem Stichwort „Somalia“ gebündelt und der Völkermord in Ruanda am Schluss kurz genannt – und das Nichteingreifen der USA lediglich damit erklärt, dass eine Intervention in der Bevölkerung „unpopulär“ (217) und im Kongress nicht zu vermitteln gewesen wäre. Dieses Beispiel eignet sich kaum als Beleg für die – uneingeschränkt vom Autor behaupteten – ungewöhnlich herausragenden Führungsqualitäten des damaligen Präsidenten. Ähnliches gilt u. a. für die dünne Schilderung der Gesundheitsreform und ihres Scheiterns oder für die wenig plausible Präsentation des Verlaufs der Lewinsky‑Affäre als gutes Skandalmanagement. Insgesamt wäre ein wissenschaftlicher Vergleich mit Vorgängern im Amt wie Carter oder Kennedy sicher aussagekräftiger für das Profil Clintons gewesen. So aber bleibt bei Interesse an Person wie Politiker nur die Empfehlung, das Buch zu lesen, das der Autor als eine seiner Hauptquellen nennt: die lebendig geschriebene und weitaus informativere Autobiografie „Mein Leben“ (siehe Buch‑Nr. 29964).
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.64 | 2.1 | 2.24 | 2.22 | 2.262 | 4.22 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Georg Waldner: William Jefferson Clinton. Wien/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36488-william-jefferson-clinton_44594, veröffentlicht am 05.12.2013. Buch-Nr.: 44594 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken