Auf den ersten 450 Seiten steht die bisherige politische Entwicklung der SPD im Mittelpunkt – der Titel ist also irreführend, nur auf den letzten 15 Seiten weisen einige Szenarien in die Zukunft. Sturm, der als Politikredakteur für die eher als konservativ geltenden Zeitungen „Welt“, „Welt am Sonntag“ und „Berliner Morgenpost“ tätig ist, beschreibt vor allem die vergangenen zehn Jahre, von der für die SPD erfolgreichen Bundestagswahl 1998 über die erneute erfolgreiche Wahl 2002 und die große Koalition bis zum gescheitertem Versuch Ende 2008, in Hessen eine neue SPD-geführte Landesregierung zu etablieren. Die detaillierte Darstellung profitiert augenscheinlich von Sturms intimen Kenntnissen der politischen Szene, die er sich bei seiner journalistischen Tätigkeit erworben hat. Auffällig ist, dass er von vornherein den Vertretern der sozialdemokratisch initiierten Reformpolitik (z. B. Gerhard Schröder oder Franz Müntefering) Sympathien entgegenbringt, während er den linken Kritikern dieser Politik (z. B. Oskar Lafontaine oder Ottmar Schreiner) ablehnend gegenübersteht. Dies wird auch in den drei abschließenden Szenarien deutlich: So wechselt zum Beispiel Schreiner in einem Szenario zur Partei „Die Linken“ und wird in einem anderen im Saarland zum „Minister für Arbeit, Soziales, Sport, Fremdarbeitermigration und Volksgesundheit“. Da das Buch insgesamt von der politischen Wertung durch den Autor geprägt ist, sollte es als Meinungsschrift gesehen werden, mit der Anstöße zum politischen Weiterdenken geboten werden sollen.